In einem pluralistischen und demokratischen Staat kann man sich nicht vorstellen, was sich heute im Iran abspielt. Da ist ein Mann seit zehn Jahren tot und den ganzen Tag gibt es in allen Medien nur EIN Thema: Imam (das ist ein Ehrentitel) Khomeini! Viele Interviews zu seinem Leben, einige Diskussionsrunden und immer wieder mit Musik unterlegte, monumental wirkende Bilder aus seiner Regierungszeit. Der Sportsender ist der einzige der fünf zu empfangenen TV-Sender, der sich davon (für mich wohltuend) abhebt. Ist Khomenii für die Leute hier noch ein normaler Mensch gewesen? Oder handelt es sich eh nur um »Propaganda« seiner Nachfolger? Zudem sieht man viele Gedenkmärsche und Plakate etc. Ali, Leila und ich wollen einen Ausflug in die Berge machen. Viele Leute gehen hier an den Feiertagen auf die Berge, sie liegen ja direkt vor der Haustür. Es ist ein schöner Weg. Gleichmäßig ansteigend und mit viel Grün, da wir zunächst ein Flusstal aufsteigen. Es ist warm. Die meisten Männer laufen gerade in T-Shirt rum, die Frauen aber haben ihr komplettes Gewand mit auf den Berg zu schleppen. Sie tun mir leid! Die Berge sind voll nach meinem Geschmack: Schroff und steil. Leider ist mein Film voll. Am Abend werden sogar plötzlich alle Sendungen über Khomenii unterbrochen. Was ist los? Abendgebet! Bei Sonnenaufgang, -höchststand sowie -untergang sollte jeder gläubige Muslim sein Gebet verrichten. Die staatlichen TV-Programme der islamischen Regierung wollen natürlich an diese Pflicht erinnern. Man stelle sich vor, mitten während der »Elefantenrunde« aus Bonn wird ausgeblendet und das Abendgebet aus einer Kirche übertragen.