05. – 09. Februar

In und um Dunedin. Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts fand man hier Gold, Dunedin wurde fast über Nacht zur größten Stadt des Landes. So kann die Stadt auch ein paar geschichtsträchtige Stätten (wie z. B. die 1869 gegründete erste Universität Neuseelands mit ihrem schönen Steinbau, aus dem nochmals positiv der Uhrturm heraus sticht) vorweisen. Daneben haben sich aber auch moderne Geschäftsstraßen, Pubs, Cafés, Kunst und Kultur etabliert. Eben eine Stadt, in der man sich wohl fühlen kann. Ein »Muss« für jeden Touri ist auch die steilste Straße der Welt, die »Baldwin Street«. Gut einen halben km ist sie lang, wovon die Hälfte davon eine ca. 40-prozentige Steigung vorweisen soll. Wir fahren mit dem Auto hoch, mit viel Anlauf und hoher Geschwindigkeit komme ich gerade noch so mit dem 2. Gang hoch. Am Tag drauf der Versuch mit dem Rad. Trotz einer übersetzung von 22-20 komme ich auf den letzten Metern noch ganz schön ins Schnaufen. Für 24 Stunden mieten wir uns ein Auto. Daraus machen wir zwei Tagesausflüge. Zunächst auf die Otago-Halbinsel, ganz in der Nähe der Stadt gelegen. V. a. Tierfreunde kommen hier auf ihre Kosten. Pinguine, Albatrosse (darunter äußerst seltene Königsalbatrosse), Seebären und Seelöwen leben hier nahe beieinander. Wir beobachten die Tiere eine Weile. In einer gigantischen Stimmung. An einer wilden Steilküste herrscht Nebel, aber nur in solch einer Stärke, dass er noch ausreichend Blicke auf die hiesige Flora und Fauna zulässt. Am meisten faszinieren mich die »Könige der Lüfte«. Minutenlang schweben sie am Horizont, ohne auch nur einen einzigen Flügelschlag ausüben zu müssen. 1000 km Tagesleistung sind keine Seltenheit. So ist eben gar der 12 000 km lange Flug nach Südamerika (meist Chile) für sie machbar! Sie nutzen den Wind und fliegen halbkreisförmig »bergab«, um dann wieder – durch den Aufwind getragen – aufzusteigen. In seinem 30-40jährigen Leben legt ein solcher Albatross bis zu 30 Millionen Seemeilen zurück! Kultur bietet diese Halbinsel aber auch noch, nämlich die einzige Burg Neuseelands, das »Larnach Castle«. Der damalige Minister William Larnach stellte Ende des 19. Jahrhunderts die besten Handwerker Europas ein. So verzieren Gemälde die Holzdecke, die Bäder mit fließendem Wasser wurden aus Marmor gefertigt, die äußeren Steine sind kunstvoll graviert und die Fenster mit venezianischem Glas versehen. Das noch gut erhaltene Haus ist mit Antiquitäten möbliert. Aber auch eine alte Weisheit scheint hier zutage zu treten, nämlich, dass Besitz und Reichtum nicht glücklich machen (können). Larnach erschoss sich 1898 im Parlament. Der Ausspruch von Karl-Heinz Bumb, »Besitz belastet« scheint (nicht nur hier) wie die Faust aufs Auge zu passen. Weiter geht es in den Norden, zu den »Moeraki Boulders«. Ungewöhnliche Riesenkugeln aus Stein mit einem Umfang von bis zu 4 m. Geologen sprechen bei dieser Gesteinsformation, die vor rund 60 Millionen Jahren entstanden sein soll, von »Gesteinsblasen«. Leider ist es gerade hier so neblig, dass der Sonnenuntergang wirkungslos verpufft. Auf der Strecke retour nach Dunedin bieten sich uns noch einige phantastische An- und Ausblicke. Die Natur spielt. Die dichte des Nebels variiert ständig, von absolut klar bis »total dicht«. Dementsprechend scheint die feuerrote, untergehende Sonne mal mehr, mal weniger durch die Wolken. Am nächsten Morgen geht es noch mal zurück in die Catlins, zu jenem Ort, den wir auf unserer organisierten Tour des knappen Zeitplans wegen hatten ausfallen lassen müssen, zum »Nugget Point«. Wieder Nebelspiele. Aber es klart – während unseres Frühstücks (wie schön ist es doch an schönen Naturschauplätzen im Freien zu schmausen!) – auf, so dass wir auch hier noch tolle Impressionen von dieser wildromantischen Bucht erhaschen dürfen. Die Abende verbringen wir meist ruhig in unserem Backpacker, einer ehemaligen und nun umgebauten Kirche. Uns allen in Erinnerung bleiben wird das hiesige Radioprogramm. Anscheinend sind die Sender hier so arm, dass sie sich maximal nur 10 CDs leisten können. Quasi jede Stunde dieselbe Musik, eben die gerade aktuelle »Top Ten«, dazu – wenn es gut kommt – zwischendrin noch den einen oder anderen »Oldie«. In ein paar Jahren denken wir vielleicht sogar gerne – der Erinnerung wegen – an diese Lieder zurück und freuen uns womöglich dann sogar, wenn wir sie mal wieder hören. Unsere gemeinsame Zeit des Reisens neigt sich mehr und mehr dem Ende zu. Schade, sehr schade sogar. Die daraus resultierende Stimmung liegt nun immer mal wieder in der Luft und lässt gegen Ende hin bereits erste melancholische Momente aufkommen.