Ich erfahre, dass es auch schwierig wird, mit dem Zug nach Bali zu kommen. Erstens fahren sie hier hauptsächlich in der Nacht los, zweitens muss ich mindestens einmal umsteigen und drittens müsste ich auf Bali wieder komplett radeln, da es dort keine Bahn mehr gibt. Nein, radeln bei diesem Verkehr und Gestank, das muss wirklich nicht mehr sein! Verzweifelt gehe ich zu einem kleinen Reisebüro, direkt gegenüber von meinem Hotel. Und tatsächlich: Sie bringen hier in Erfahrung, dass es die Möglichkeit gäbe, mein Rad separat mit anderen Gepäckstücken in einem Lkw in die Hauptstadt Balis, Denpasar, zu bringen. Da es die gleiche Gesellschaft ist, mit der ich bereits heute um 14 Uhr mit dem Bus Richtung Bali mitfahren könnte, willige ich ein, obwohl ich schon ein bisschen Angst um meinen treuen Drahtesel habe. Also bringe ich das Rad zu dieser Gesellschaft in das Zentrum Yogjas. Der Sohn des Reisebürobesitzers will mit dem Motorrad vorausfahren und mir den Weg zeigen. Wieder fürchterlicher Verkehr. Ich verliere den »Sohn«. Und ich Idiot habe mir weder Name, noch Anschrift dieser Transportgesellschaft geben lassen. Einfach blind vertraut. Das sollte man auf einer Weltreise nie tun! Also muss ich zurück bis zum Reisebüro. Es fängt an zu regnen. Gleich aus Kübeln. Nass bis auf die Haut. Ich verfluche den »Motorradsohn«. Leicht verärgert lasse ich mir vom Reisebürobesitzer Name und Anschrift der entsprechenden Company geben. Ich finde es schnell. Der »Sohn« ist schon da und grinst. Lächeln als Entschuldigung. Inzwischen in Asien altbekannt. Natürlich nehmen sie auch nichts so ernst wie ich »echter Deutscher«. Ich gebe mein Rad auf und versuche ihnen einzubläuen, dass das Rad zur Zeit das Wichtigste in meinem Leben ist (das macht man in Asien – auch sonst wo gültig? – am besten mit dem Spruch deutlich: »You can have my girl-friend, but not my bicycle«; da lachen sie dann immer und scheinen zu verstehen, dass an dem Rad mein Herzblut hängt). Und: wenn dem Rad was passieren würde, würde ich großen ärger machen. Ja, immer wieder muss man sich vor Augen halten, dass der Wert meines Rades dem von vielen Monatsgehältern eines »normalen« Indonesiers entspricht und da könnte der eine oder andere ja mal leicht auf »dumme Gedanken« kommen. Obwohl mir bis zum heutigen Tag nichts, aber auch gar nichts in Asien weggekommen ist. Auch mal erwähnenswert! Dennoch immer vorsichtig bleiben. Rückfahrt mit dem »Sohn« auf dem Motorrad. Daran könnte ich mich wohl auch gewöhnen, nur wollte ich auch mal selbst fahren. Bald ist es dann schon so weit, dass mich der Bus abholt, der mich bis morgen früh die ca. 600 km nach Bali bringen soll. Zunächst geht es erst mal »nur« auf den hiesigen Busbahnhof. Hier passiert dann über eine 3/4-Stunde nicht viel. Es kommen nur ständig wieder andere Typen rein, die Ess- und Trinkbares, Bücher, Sonnenbrillen, Zeitungen etc. verkaufen wollen. Das kenne ich ja schon vom Bus fahren aus der Türkei. So schließt sich der (asiatische) Kreis wieder. überraschenderweise bin ich der einzige Tourist im Bus. Es werden Filme gezeigt, wie meist in Asien brutale und nicht besonders geistreiche Hollywood-Produktionen. Zwischendrin läuft mal Musik, Soft-Rock aus dem Westen. Im Buspreis (ohne Rad ca. 13 DM) enthalten ist zum großen Teil auch die Verpflegung: Wasser, Schokoteilchen und am Abend ein richtiges Büffet in einem Restaurant. Der Verkehr ist gewohnt chaotisch, lässt erst gegen Mitternacht nach. Auch die Lichter mancher Verkehrsteilnehmer sind höchstens so hell (besser dunkel) wie eine schwache Funzel. Viele einheimische Radfahrer sind noch unterwegs – ALLE OHNE LICHT! Nun – bei teilweise »freier Bahn«- zeigt unser Fahrer, zu welchen Leistungen sein Bus noch fähig ist. In manchen Kurven bleibt mir fast der Atem weg. Am Straßenrand zweimal verunglückte Busse. So ist das Dösen nun vorbei.