07. November

Gegen 2:30 Uhr haben wir den Fährhafen erreicht. Von hier soll uns eine Fähre in einer halbstündigen Fahrt nach Bali bringen. Erst mal passiert aber zwei Stunden wieder gar nichts, dann bekommen wir scheinbar die Info, dass wir zum Fähranleger gehen sollen. Zumindest stehen alle auf und gehen in diese Richtung. Ich verstehe nichts, da mir indonesisch weiterhin fremd ist. So laufe ich einfach der Masse nach. Um 5 Uhr geht es dann auch endlich los, ich bin hundemüde. Bali, die Trauminsel für Millionen. Sechs Tage wird sie mich nun beherbergen. Der Verkehr ist hier nicht weniger chaotisch als auf Java. Gegen 10 Uhr erreichen wir die 400 000- Einwohnerstadt Denpasar. Nun beginnt die Wartezeit auf mein Rad. In Yogya sagten sie mir, dass mein Drahtesel um 11 Uhr in Denpasar sei. Hier bekomme ich gleich die Auskunft, dass es bis 13 Uhr dauern würde. Ich bin aber sooo müde und würde am liebsten direkt in ein Bett. Aber hier in Denpasar will ich nicht bleiben, die Stadt scheint genauso uninteressant wie die anderen Städte Indonesiens, die ich bisher gesehen habe. Auch sie wuchert, ist hektisch, laut, verschmutzt und versmogt. Als ich um 14 Uhr zu meiner Reisegesellschaft zurückkomme, ist mein Rad natürlich immer noch nicht da. »Wait just a minute«. Diese Sprüche kenne ich inzwischen, deshalb regen sie mich nur auf, denn ich weiß, dass sie nur heiße Luft sind. Es wird 15 Uhr, vom Rad keine Spur. Hoffentlich ist es noch in Ordnung. Ich kann mich auf das hiesige Sofa legen, sie haben mir angesehen, dass ich müde bin. Dann kommt plötzlich kurz vor 16 Uhr die Meldung, dass mein Rad da sei. Und es ist »unverletzt«. Innerlich schlage ich tausend Kreuze. Zusammenpacken und losfahren. Ich habe mich entschieden, zuerst in das kulturelle Zentrum Balis, Ubud, zu fahren. Die andere Alternative, das »Partystädtchen Kuta« will ich mir für die letzten Tage hier aufheben. Wieder die gleichen Probleme. Das Verkehrsverhalten, die Abgase und die schlechte Ausschilderung. Und die Einheimischen fuchteln bei der Frage nach der Richtung irgendwie mit den Händen rum, viel daraus lesen lässt sich da nicht, zumal sie sich auch noch häufig widersprechen. Und verbal lässt sich schon gar nichts in Erfahrung bringen, da sie meistens nur »Yes« sagen. Ob es passt oder nicht. Doch nach eineinhalb Stunden erreiche ich Ubud. Auf dem Rad merke ich, dass ich noch schwächlich bin. Die 30 km sind genug für heute. Preiswertes, sauberes Zimmer mit freundlichem Vermieter. Als ich am Abend durchs Dorf gehe, komme ich gerade an einer der traditionellen balinesischen Tanz- und Kulturaufführungen vorbei. Zwei Mädchen in festlicher Kleidung tanzen, im Hintergrund untermalen traditionell und einheitlich gekleidete Männer und Frauen diese Szene mit Gesang und anderen Geräuschen. Zuletzt scheinen die Mädchen gestorben zu sein, bis sie der »Medizinmann« wieder ins Leben zurückholt. Szenen- und Ortswechsel: Großes Feuer. Ein Mann mit typisch balinesischer Maske tanzt und läuft in einem bestimmten Rhythmus ums Feuer. Plötzlich läuft er durch die glühenden Flammen und »verteilt« das brennende Holz barfuß in einem Umkreis von mehreren Metern, indem er es »schießt«. Zwei Gehilfen kommen, kehren das glühende Holz wieder zu einem Haufen zusammen. Das alles wiederholt sich mehrmals und wird auch von einem bestimmten, sich wiederholenden, Gesang begleitet. Schließlich wird der »Glutmann« von zwei anderen Männern gefangen. Aber auch ihn richtet der Medizinmann wieder auf. Hauptsächlich Touristen sind als Zuschauer anwesend. Für sie ist die Vorführung auch abgestimmt und unterscheidet sich so schon etwas von den »echten« Tänzen Balis. Dennoch ist es für mich hochinteressant, hier zuzuschauen.