Es gilt, Altlasten zu beseitigen. Und während ich mich noch am Frühstück (heute mit Bananentoasts) labe, kreuzt er auch schon auf – mein allerliebster Autovermieter. Es geht zum Mechaniker. Die zwei verständigen sich in indonesisch. Dennoch bin ich mit ca. 10 DM für den neuen Außenspiegel dabei. Was soll es da noch, dass ein Einheimischer sicher noch viel weniger gezahlt hätte? Zum Fotogeschäft: Mein »eingerollter« Film ist mit Hilfe eines kleinen Spezialgeräts gleich wieder einsatzfähig. Bleibt nur noch meine Kamera. Batterien austauschen. Aber immer noch geht nichts. Sch. . . ! Einer meint, die Kamera sei »broken«, was auch immer er damit ausdrücken will. Ein Anderer meint, sie sei sehr schmutzig, er will sie säubern. Schaun mer mal, was das wieder ergibt. Ich bin ihnen hilflos ausgeliefert, darf mir das aber nicht anmerken lassen, denn sonst wird es teuer. Morgen früh könne ich wieder vorbeischauen. Nun will ich mir endlich Ubud, bereits seit den 30er Jahren DAS Kulturzentrum Balis, anschauen. Europäische und amerikanische Künstler kamen hierher. Maler und Schriftsteller. Später folgten Aussteiger, Kunstliebhaber und Traveller. Heute ist Ubud das zweitwichtigste Touristenzentrum Balis. Die Hauptstraßen des 30 000-Einwohner-Städtchens sind gesäumt von Hotels und Pensionen, von Restaurants und Bars, Galerien und Läden. Doch trotz aller Vermarktung bietet Ubud noch ein interessantes Flair. Kunst vieler Arten: Gold- und Silberschmiede, Steinmetze, Holzschnitzer und natürlich Maler, Musiker und Tänzer. Und jeden Abend kann man hier aus dem weiten Spektrum der kultischen Tänze und Dramen Balis eine andere Spielart kennen lernen. Als ich durch den Ort schlendere, fallen mir einige richtig interessante Galerien auf und ich bin richtig zufrieden. Folgerichtig beschließe ich, noch einen Tag länger als geplant hier zu bleiben. Einen Abend Party am bekanntesten Strand Balis wird ausreichen müssen. Ich gehe in das bedeutendste der vier(!) Kunstmuseen vor Ort, in das »Neka-Kunstmuseum«. Dieses gliedert sich nach thematischen Schwerpunkten in verschiedene Pavillons auf. In einem wird der übergang von der traditionellen zu der modernen balinesischen Malkunst demonstriert. Ansonsten Werke europäischer Künstler, die auf Bali lebten oder gar noch leben sowie moderner indonesischer Maler. Die derzeitige temporäre Ausstellung zeigt gerade Werke eines jungen Indonesiers, bei dem v. a. die Farbkompositionen sowie der dazu gegebene Titel interessant sind. Formen sind weniger wichtig und gegenständlich ist gleich gar nichts mehr. Mir gefällt es aber. Noch mal durch die Stadt bummeln. überall wird man in Indonesien angesprochen, ob man nicht das oder jenes kaufen wolle. »Hello Mister, do you want this? O.k.? Yes?! Hello!« Nein, ich will nichts. Erstens ist das häufig Ramsch und zweitens bin ich noch länger mit meinem Rad unterwegs, ich kann keine Tausende von Andenken mitschleifen. Ständig wird man auch nach »Transport« gefragt, was so viel bedeutet, als dass man auf dem Rücksitz des altersschwachen Motorrades sich zu seinem nächsten Ziel fahren lassen soll. Nein danke, ich habe zwei Beine und will das Geld sparen. Wenn es mir mit all dieser Bettelei zu viel wird, schalte ich die Ohren auf Durchzug, antworte einfach nicht und gehe weiter. Auch nicht optimal, aber für ein menschlicheres Verhalten bin ich oft einfach überfordert. Sie machen es einem aber auch schwer, sich »besser« zu ihnen zu verhalten. Denn oft ist es schon sehr aufdringlich. Aber sie haben es halt nötig. Irgendeiner lässt sich damit immer mal wieder »fangen«. Und für sie ist das lebensnotwendig. Manche haben morgen wohl nur was zu essen, wenn sie heute was verkaufen. Darum verstehe ich sie ja eigentlich. Sie können nicht anders. Und zudem soll dieses »Angelawere« oft auch der erste Schritt zu einer längeren Kommunikation sein. Ich habe Hunger. Schon wieder. Hier gibt es Gott sei Dank alles. Vom »nasi goreng« bis zum Hamburger. Ich nutze es aus und esse sehr abwechslungsreich. Von meinen 10 durch das Dengue-Fieber verlorenen Kilogramm dürfte ich die Hälfte schon wieder »drauf« haben. Bald werde ich wieder genügend Reserven zum Radeln in diesen Extrembedingungen der Tropen haben. Freue mich schon! Da meine gerade in Yogya gekaufte leichte Hose auch schon wieder eingerissen ist (sie sind schön, preiswert, aber qualitativ halt leider doch nicht gerade hochwertig. ), setze ich nun auf bewährte Markenqualität und erstehe für ca. 20 DM eine »Levis 501«, meine Lieblingsjeans. Die sollte es bis Frankenthal im März aushalten. Schreibe den ersten Teil meines 32. Reiseberichts. Erfahre auch, dass mein an sich bester Kumpel mit Bandscheibenvorfall im Krankenhaus liegt. Gute Besserung, Christian! »Dafür« gibt es auch was Erfreuliches: Johannes Kopf hat seine schöne Webseite über meine Tour (http://unet.univie.ac.at/~a9119321/worldbike/) wieder komplett aktualisiert.