10. Juni

Auch die Nacht war heiß, ich muss mich wohl daran gewöhnen, 24 Stunden am Tag zu schwitzen. Nur ein paar Minuten nach der morgendlichen Dusche fühle ich mich schon wieder verklebt. Dabei habe ich mich in dieser Zeit nicht einmal bewegt. Klimaanlagen sind nun äußerst selten, hier gibt es bestenfalls Ventilatoren. Ich will zu den Botschaften von Vietnam und Laos, um das mir noch fehlende Visa für die durchreise von China nach Thailand zu besorgen. Doch bei beiden Botschaften müsste ich mindestens eine Woche warten. Dies ist mir zuviel. Zumal nicht einmal sicher ist, dass ich nach China (Tibet) reinkomme. Das laotische Visum könne ich vielleicht noch in Kunming (Südchina) bekommen. Nun geht es weiter zur deutschen Botschaft – mit einer Rikscha. Diese gibt es sowohl in der Version eines Autos als auch als Fahrrad. Die Auto-Rikschas sind meist schlecht gedämpft und sehr eng, so dass ich meinen Kopf leicht am Dach anstoße. Inder sind halt meist einiges kleiner. Interessant ist auch das Verhandeln des Fahrpreises. Wenn du neu in einem Land bist (und das »riechen« die Leute hier), zahlst du schnell mal das X-fache des normalen Preises. Und manchmal bekommst du einen Preis vorgeschlagen und wirst in ihr Gefährt reingeschleift, aber sie wissen nicht mal genau, wo Dein Ziel überhaupt liegt. Das merkst du dann aber erst später, wenn sie sich bei anderen nach Deiner Adresse erkundigen. Sicher bin ich oft auch zu gutmütig beim Verhandeln, obwohl es mir manchmal sogar Spaß macht. Hr. Gross von der deutschen Botschaft ist schon seit 36 Jahren im Ausland tätig und er kann sich nicht mehr vorstellen, für längere Zeit nach Deutschland zurückzukehren. Ihm erscheint dort alles so kühl und unfreundlich. Die Leute würden sich nur mit ihrer Arbeit beschäftigen, seien nicht flexibel und würden meist recht unzufrieden wirken. Einfach keine Lebensqualität. Am Abend komme ich mit einem indischen Pizzabäcker ins Gespräch. Dessen Freund hat als erster Indien von Nord nach Süd mit den Rollerblades durchquert. Schön, dass es scheinbar überall noch Verrückte gibt. Auf dem Heimweg bemerke ich, dass ich ganz in der Nähe DER Touristenresidenzen hause. Viele Hippies. Die meisten aus Europa. Viele registrieren mich nicht einmal, sie scheinen sich als was Besseres vorzukommen. Einer, der völlig zugekifft ist, schwätzt mich an und will mich »bekehren«. Ich bin ihm viel »verkrampft«. Ob er schon mehr von Indien gesehen hat als diese beschissene Touristengasse? Ich wage, es zu bezweifeln. Und was diese Leute gerade an Indien so fasziniert, begreife ich nicht. Eigentlich passen sie mit ihrer extravaganten Art überhaupt nicht hierher.