10. Mai

Die Studentengruppe ist leider schon wieder abgereist. Es regnet. So trinken wir mit dem Platzchef Unmengen von Tee, bis die später raus kommende Sonne das Zelt getrocknet hat. Er ist ein wirklich netter Kerl, aber der Umgang mit seiner Frau, die viel jünger und auch schöner als er ist, ist doch sehr patriarchalisch: (Fast) nur er redet, sie muss die Tische putzen, Tee kochen und nur dann reden, wenn er sie fragt. Er trägt einen feinen Anzug, sie nur »Schaffklamotten«. Pinar erzählt mir, dass diese Verhaltensweisen in der Türkei noch weit verbreitet seien. Wir gehen in eines der weit verbreiteten Suppenrestaurants, die 24 Stunden geöffnet sind und bereits viele Menschen von ihrem vorher angesoffenen Rausch befreit haben. Wir essen eine iþkembeçorbasi (Pansensuppe) mit reichlich Knoblauch. Ist spottbillig und schmeckt hervorragend. Wieder einmal steht ein Abschied an. Diesmal von den mir in diesem Ort vertraut gewordenen Menschen, dem Radvermieter samt seinen Freunden, dem Dönerladenbesitzer und vom Verwalter des Campingplatzes. Aber das ist mein momentanes Schicksal. Für kurze Zeit trete ich in das Leben mancher Menschen (manchen werfe ich nur einen Blick zu, mit manchen unterhalte ich mich mehr oder weniger lang bzw. tiefgehend, mit manchen verbindet mich eine gegenseitige Sympathie) und kaum habe ich sie etwas kennen gelernt, heißt es, sich wieder zu verabschieden. Die meisten werde ich wohl nie wieder sehen. LEBT WOHL!! Am Abend fahren wir mit dem Bus zurück nach Ankara. Auch diese Reisealternative ist billig: 7,80 DM incl. Rad. Dafür gibt es gar noch Getränke und Kleinigkeiten zu essen. Der Bus ist recht modern und braucht trotz zweier längerer Stopps lediglich fünf Stunden. Nur manche gewagte überholmanöver lassen mir das Herz etwas höher schlagen.

Wenn ich mich bis morgen Abend nicht wieder gemeldet habe, habe ich das iranische Visum erhalten und befinde mich auf dem Weg Richtung Osten. Noch ein Gruß an alle Griechen UND Türken: Ihr seid BEIDE klasse! Vertragt Euch und seid zueinander so gastfreundlich wie auch zu allen anderen!