12. November

Nur drei Stunden nach dem Schlafengehen wache ich schon wieder auf. Ab zum Strand. Bei weitem nicht so toll wie in Thailand. Teilweise verschmutzt und vergleichsweise grobkörnig. Dabei soll es der schönste Strand auf Bali sein. Bali also kein Strandparadies!? Aber herrliche, ganz schön hohe Wellen. Klar, ist ja auch ein berühmtes Revier für die Wellenreiter. Allerdings immer wieder auch gefährliche Unterströmungen. Nach dem Bad jogge ich ein bisschen am Strand entlang. Für den ehemaligen ambitionierten Marathonläufer Christoph Fuhrbach die erste Joggingeinheit seit fast einem Jahr. Ständig gehe ich essen. Meist im gleichen Restaurant. Da lachen sie schon, wenn sie mich wieder in ihrem Restaurant auftauchen sehen. Aber ich habe riesigen Hunger. Vor eineinhalb Wochen war das noch anders. Ab morgen werde ich zudem andere Preise zahlen müssen. Also noch mal ausnutzen. Die Zeremonien auf Bali gehen weiter. Das hat sogar auf Kuta die Auswirkung, dass sowohl die Laundry-Services als auch die Friseure geschlossen haben. Beider Dienst hätte ich gerne noch mal in Anspruch genommen, denn ob ich das in Australien nur halbwegs ähnlich preiswert bekomme, scheint mir sehr fraglich. Ich bin müde, kann aber aufgrund der Hitze im Raum nicht schlafen. So lese ich mich auf Australien, im Speziellen auf Darwin, ein. Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen, welche Welt mich da ab morgen erwarten wird. Es wird wohl ein großer Wechsel werden. Ich schreibe meinen 32. Reisebericht zu Ende – trotz weiterhin großer PC-Probleme. Interview mit Radio RPR. Am Ende des Interviews gibt mir der bis dato für diese Angelegenheit verantwortliche Valerio Mango seinen – zumindest vorläufigen – Wechsel in die TV-Branche bekannt. Damit wird er die Sache an jemand anderen weitergeben und wir werden nicht mehr telefonieren. Schade, ich hatte mich (im positiven Sinne) schon so daran gewöhnt. Ich putze mein Rad gründlich, da ich gehört habe, dass es großen ärger bei der Einreise nach Australien gäbe, wenn das Rad dreckig ist – Angst vor der »Einfuhr« von verseuchten Partikeln. Zusammenpacken und los Richtung Flughafen. Verdammt, nun hält dieser in Malaysia gekaufte Schlauch die Luft fast gar nicht mehr. Von Anfang an war das ein Problem, aber nun ist es extrem. Nach wenigen Minuten ist die Luft unten. Auf der Hauptstraße Stau. durchquetschen. Und im Stehen fahren – um das Hinterrad so gut als möglich zu entlasten. Ich verkrampfe. Und schwitze. Und wie! Fast gar keine Luft mehr drauf. Ich MUSS aufpumpen. Ich finde die Pumpe nicht. Mensch, mein Flieger geht, den interessiert nicht, ob ich einen Plattfuß habe oder nicht. Ein Einheimischer schwätzt mich noch dumm an und schaut mir zu, wie ich verzweifelt die Pumpe suche. Da ist sie ja. Schnell aufpumpen! Nur noch 2 km zum Flughafen? Das schaffe ich noch! Mit der letzten Luft komme ich am Flughafen an. Einchecken. Was, für mein Rad übernimmt meine Fluggesellschaft nicht die Garantie? Wenn es kaputt wäre, bekäme ich maximal 200 US$. So begrüßt mich der Westen? Aber, was bleibt mir übrig? Jetzt oder nie nach Australien! Ich habe noch überraschend viel Zeit. Die letzten Rupiah werden in meine ersten australischen Dollar getauscht. Dann geht es los. Ich hätte noch soviel auf Bali unternehmen können. Einen der Vulkane besteigen, das langjährige Dorf des auf Java getroffenen Bob Westerkamp besuchen, natürlich hätte ich auch einen Abstecher zu den östlich von Bali gelegenen kleinen Inseln machen können, die noch das »richtige Indonesien« verkörpern sollen. Aber es gilt, Abschied zu nehmen. Zunächst von Bali, um das ich mich wohl nicht sorgen muss. Behaltet bloß Eure Kultur! Tschüss Indonesien, hoffentlich geht es bald wieder aufwärts mit dir, politisch und wirtschaftlich. Und Ihr Menschen, bleibt fröhlich. Und v. a. mein in über 6 1/2 Monaten lieb gewonnenes Asien: Du Kontinent mit den meisten Menschen, den drei großen Religionen und den ältesten Staatsgebilden, den größten Ländern, den höchsten Bergen und den vielfältigsten Landschaften. Manchmal war es hart für mich, bei dir. überlebenskampf im Straßenverkehr, überforderung wegen »Menschenmassenschock« und fehlendem Privatleben und immer wieder wurde ich mal wieder wie ein vierköpfiges Kalb bestaunt. Dazu die Krankheit und der Kampf in Tibet, die Thrombose in Kathmandu und zuletzt das Dengue-Fieber. Und dennoch habe ich dich lieb gewonnen. Warum? Der Landschaften und v. a. der Menschen wegen. Nette neue Bekannte in vielen Ländern, hochinteressante Menschen, Gespräche, Kulturen und Religionen. Neue Einblicke. Und v. a. war da eine für mich vor der Reise nicht vorstellbare Gastfreundschaft. Spontan und herzlich. Oft Begeisterung und Unkompliziertheit. Immer wieder Einladungen zum Essen, Trinken und übernachten. Und was soll einem (Rad-)Reisenden Schöneres passieren als solch tolle Gastfreundschaft? ALLES GUTE, ASIEN!!!