Die Nacht ist verdammt kühl. Die Klimaanlage in Kombination mit meinen nur für die Hitze gedachten Klamotten. Bettdecken gibt es hier keine. Zum ersten Mal auf meiner Tour ist in der übernachtung ein Frühstück inbegriffen. Das Hotel trifft sich. Alles Budgetreisende, das sieht man sofort. Das Frühstück besteht aus 3 Scheiben Toast, 2 hart gekochten Eiern, Butter und Marmelade sowie Tee. Da ich diese Eier nicht mag, bekomme ich dafür noch zwei Scheiben Toast mehr. Nicht unbedingt genug für einen hungrigen Radlermagen, aber immerhin. Vor die Stadtbesichtigung habe ich mir noch die Lösung des leidigen Themas »Fähre nach Jakarta« gesetzt. Aber diese Angelegenheit zieht sich in die Länge wie ein Kaugummi. In allen Reisebüros bekomme ich nur die Auskunft, dass sie Fähren nicht im Angebot führen würden, höchstens (teure) Kreuzfahrtschiffe. Sie wissen auch nicht, wer mir weiterhelfen könnte. Flüge hätten sie alle zur Genüge im Angebot. Irgendein Reisebüro schickt mich dann zum Hafen. Aber die Spielchen wiederholen sich auch hier. Die meisten können mir gar nichts sagen, manche meinen, dass es da gar keine Fährverbindung gäbe und eine Frau meint zu wissen, dass es da ein bis zweimal wöchentlich Fähren von einer der Singapore vorgelagerten Inseln gäbe. Das würde sich ja fast mit den Angaben von Peter Faust decken und damit zu Hoffnung Anlass geben, wenn es sich nicht um verschiedene Inseln handeln würde. übrigens würden viele Fähren kurzfristig wieder gecancelt, weil das Wetter nicht entsprechend ist oder weil nicht genügend Fahrgäste da wären. Das reicht für heute. Soll ich fliegen? Aber ich fahre doch so gerne mit Fähren. Da trifft man meist interessante Leute und so leicht schaukelnd über die See dahin zu gleiten, das hat schon was. Zudem ist es umweltfreundlicher. Aber wenn ich keine konkreten Infos habe? Einfach auf eine der Singapore vorgelagerten Inseln fahren und dann weiterschauen? Vielleicht sitze ich dann aber auch für eine Woche fest, bis das nächste Schiff (wenn überhaupt) geht. Auf der Straße spricht mich ein Mann mit Turban an. Er käme aus Kaschmir (nicht erschrecken, Beate!; er wollte mir keine Teppiche verkaufen)/Indien. Er schaut mich an. Mein Geist wäre momentan woanders als mein Körper, weit weg. Nicht unbedingt falsch. An meiner Hand liest er ab, dass ich 92 Jahre alt werden würde. Nicht schlecht. »über dem Teich« würden mich zwei Frauen mögen, ich aber nur eine davon. Ohne Kommentar. Emails überprüfen. Noch immer keine konkrete Nachricht zu meinen Berufsaussichten. Ich warte und warte auf Infos, bekomme aber keine. Meine nahe (Fähre nach Jakarta) und ferne Zukunft (Zeitpunkt für Ende der Welttour und Arbeitsbeginn) sind ungewiss. Das geht mir langsam an die Nieren. Heute wird hier ein bedeutendes Fest gefeiert, Thimithi. Schon vor einer Woche hat mir Barry in Kuala Lumpur aus der Zeitung vorgelesen, dass am 12.10. in einem Tempel Hindus über glühende Kohlen laufen – zu Ehren der Göttin Drampadi. Da will ich hin, das wird mich sicher auch wieder auf andere Gedanken bringen. Als ich ankomme, stehen bereits große Menschenmassen außerhalb des Tempels Schlange, um in den Tempel hineingelangen zu können. Ich reihe mich ein. Die Leute unterhalten sich. Es geht nichts vorwärts. Warten. Ich treffe ein paar Hessen und Bayern. Plaudern. Weiter warten. Nach über einer Stunde kommen sie endlich, die »Gladiatoren«. Nur mit gelben Sarongs bekleidet. Sie halten Zweige in den Händen und führen Tänze auf. Die Leute singen, applaudieren und schreien. Stimmung wie beim Einlauf des FCK im Fritz-Walter-Stadion. Die »Helden« verschwinden dann im Tempel. Wir sehen nur noch über Leinwand, wie sie über die glühenden Kohlen laufen. Frenetischer Jubel. Weitere, neue Gladiatoren. Alles wiederholt sich. Plötzlich steht Peter aus Zürich, den ich vor einer Woche in Kuala Lumpur getroffen hatte, neben mir. Wir unterhalten uns länger und haben fast das sichere Gefühl, dass wir uns in Indonesien oder Australien wieder sehen.