15. Februar

Einer meiner ersten Gedanken geht heute nach Mainz, zum Rosenmontagsumzug. Der Umzug dürfte gerade noch im Gange sein – denn die MEZ ist mir seit gestern nur noch acht Stunden voraus. Die Augustinerstraße und ihre umliegenden Gassen werden wieder Schauplatz von Highlife sein. Erinnerungen an zwei schöne Studienjahre im Mainzer Priesterseminar. Dort »lernte« ich auch das Bier trinken, auf Partys gehen etc. (aber auch Anderes). Aber nun bin ich an der Grenze von Nevada- Arizona. Auch nach dem Sonnenaufgang noch glitzerndes Neolicht jenseits des Flusses. Recht früh bin ich schon auf dem Rad. Gleich eine 18 km lange Steigung, die mich von 510 auf 3620 feet (gut 1100 m) bringt. Oben recht kühl. Lange Geraden, die irgendwo im Horizont auslaufen. Viel Verkehr, manchmal wieder eine recht enge Angelegenheit. Mittagessen in einem Städtchen – im »Subway« (wie war das mit dem Tunasandwich?), dem »Nobel-Fast-Food-Restaurant«. Ich hatte gehört, dass man in Arizona mit dem Rad auch auf dem Freeway fahren dürfe. Also ausprobieren. Erstes Polizeiauto, es fährt vorbei. Aus dem Zweiten winkt gar ein Polizist heraus! Super, denn der Seitenstreifen ist schön breit, mich stören nur die künstlichen Spurrillen, die die von der Fahrbahn abgekommenen – weil müden – Autofahrer wieder »aufwecken« sollen. Aber das Radeln macht wieder richtig Spaß. Dann kommt auch noch Rückenwind dazu. Klasse! Ca. 70 km vor meinem Tagesziel ruft mir ein Typ in meinem Alter, der gerade mit seinen Hund spazieren geht, vom Straßenrand zu und fragt, ob ich mit nach Flagstaff fahren will. Nur Sekundenbruchteile überlege ich, dann sage ich zu. Von freundlichen Leuten eingeladen zu werden ist doch eigentlich das Schönste, das mir auf meiner Reise widerfahren kann. Also Bike verladen und los. 190 km mit dem Auto – auch mal nicht schlecht. Die Landschaft wird immer grüner, bewaldeter. Rodney, so ist sein Name, ist auf dem Heimweg vom verlängerten Wochenendbesuch bei seiner Freundin in California. Er ist auch Radfahrer, v. a. als Ausgleich zu seiner Arbeit als Arzt. Rod lädt mich ein, bei ihm in seiner WG zu übernachten. Optimal, mache ich doch gerne. Meine erste Einladung seit ich Asien verlassen habe. Als wir in Flagstaff aussteigen, bekomme ich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fast einen Kälteschock. Flagstaff liegt halt ca. 2200 m hoch. Dennoch nur vereinzelt Schneereste, dieser Winter sei überhaupt sehr schneearm. In Rods WG fühle ich mich gleich wohl. Drei Hunde, vier (freundliche) Menschen. Gemütliche, »studentenmäßige« Einrichtung. Wir gehen einkaufen. Riesige Supermärkte. Das einzige Problem für mich ist, dass ich nur noch fettfreie Joghurt finden kann. In Australien und Neuseeland waren sie wenigstens nur »fettarm«, hoffentlich gibt es in Europa noch »echte« Molkereiprodukte, wenn ich heimkomme und die fanatische Schlankheitswelle hat sie nicht auch aus unseren Regalen gefegt. Bier besorgen wir auch, direkt aus einer kleinen Privatbrauerei. Rod, der dort Stammgast ist, muss versichern, dass ich bereits 21 Jahre alt bin. Denn ansonsten ist Bier trinken in den USA strengstens verboten. (was hätte der Hudl da nur gemacht?) Rod kocht. Turkey (ähnlich Hühnchen) mit Reis und Salat. Als Nachspeise gibt es Brownies (sehr süß). Mein bestes Mahl seit Monaten.