Ein bisschen kann ich im Bus dösen. Doch plötzlich werde ich abrupt geweckt. Diesmal poltert es nicht nur, nein, diesmal werde ich von meinem Sitz runtergeschleudert. über solche Schlaglöcher braust dieser Bus. Dies geht fast zehn Minuten so, dann wird es besser. Nach zehneinhalb Stunden (für 326 km) kommt der Bus pünktlich morgens in Gorakpur an. Als ich wieder auf das Dach klettere, um mein Rad zuholen, sehe ich, dass das Dach von meinem Rad verkratzt wurde. Meinem Rad ist aber nichts passiert. In der morgendlichen »Frische« (28° C) bin ich noch gut drauf, grüße wieder alle Leute und winke etc. Bald wird der Verkehr tatsächlich schwächer. Die Vorfreude auf den Himalaya lässt mich die wieder aufkommende Hitze etwas besser ertragen. Gegen Mittag passiere ich die indisch- nepalesische Grenze. Keine Grenzkontrollen, lediglich ein altes, schäbiges Schild »Welcome in Nepal«. Als ich zum ersten Mal den Himalaya erblicke, glaube ich fast die Haardt zu sehen. Nur der Bismarckturm fehlt. Dann aber erscheint das Gebirge immer mächtiger. Erste Steigungen. Gleich geht es für 40 km aufwärts. Teilweise recht flach, dann aber auch wieder steiler. Ich genieße den wenigen Verkehr und die zunehmende Frische (»nur« noch 35° C?). Die Leute sind freundlich und grüßen (»Namaste«). Manche laufen ein Stück nebenher. Die Landschaft gefällt mir. Bereits hohe Berge, aber noch tropische Vegetation. Viel Landwirtschaft. Der acht km lange Schlussanstieg in das immerhin 1375 m hoch gelegene Tanson verlangt mir noch mal einiges ab. Hier gibt es ein Guesthouse. Und am Abend ein tolles, einfaches, typisch nepalesisches Mahl: Mit Kartoffeln und Gewürzen gefüllter, panierter Teig; dazu Bohnen mit Chili-Sauce. Scharf, aber genial. überall laufen die übertragungen von der Fußball-WM. Mich aber kann auch der erste Auftritt von der deutschen Mannschaft nicht von meinem wohlverdienten Schlaf abbringen.