Die Nacht – furchtbar. Im Zelt herrscht eine Affenhitze. So nehme ich das überzelt ab (zumindest im Moment sieht es nicht nach Regen aus), dann öffne ich noch alles bis auf das Moskitonetz. Dennoch schwitze ich weiterhin erbärmlich. Ich lege mich raus, direkt an die frische Luft. Nicht einmal 5 min später bin ich »zerstochen«. Wieder ins Zelt. Schwitzen und irgendwann endlich einschlafen. Gegen Morgen wird es halbwegs angenehm, dann ist die Nacht aber auch schon fast vorbei. Frühstücks- Büffet, Zelt abbauen. Die Hitze ist schon wieder unerträglich. Die Poren sind weit offen und der Schweiß fließt in Strömen raus. Schwitzen rund um die Uhr – ich mag mich nicht dran gewöhnen. Zu Hause sollen die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen. Warum kann man diese zwei Wetterfronten nicht einfach mixen und jedermann »die Mitte« geben? Auf dem Rad ist es wenigstens wieder angenehmer. Die gestrige erste Etappe scheine ich gut weggesteckt zu haben. Landschaftlich sollte mir eigentlich noch saftgrüne Vegetation geboten werden, denn ich bin geographisch gesehen noch »tief« in den Tropen. Aber welch Wandel zu dem Abschnitt zwischen Bangkok und Bali offenbart sich da mir? Hier sehe ich nur kleine »Krüppelbäume«, dazwischen sogar schon eher Steppenlandschaft mit gerade mal Sträuchern. Der rote (eisenhaltige) Boden des Outback ist schon gut zu erkennen. Dies ist der »Bush« zwischen den besiedelten Gebieten und der Wüste. Der übergang zum Outback soll fließend sein, aber spätestens in 300-400 km wird mich das Outback endgültig gefangen genommen haben. Gegen Mittag wird es aber auch auf dem Rad recht unangenehm. Da kommt mir ein »Roadhouse« gerade recht. Sie sind sowieso die Oasen für einen Radler in diesen Regionen. Endlich mal Schatten und dazu meist auch noch einen Ventilator. Essen gibt’s, v. a Burger und Pommes Frites. Zum Trinken gibt es alles (Limonaden, Säfte, Milch etc.), nur leider recht teuer. Aber Wasser aus der Leitung (das hier 100 Prozent »save« sein soll) gibt es umsonst. Truckfahrer kommen und gehen und ein paar Einheimische verbringen hier wohl den Großteil ihrer Zeit. Als Ablenkung vom Alltag gibt es Flipperautomaten, Billardtische und Alkohol. Alle vereint sie die so legere Kleidung: Shorts, T-Shirt und oft den hier typischen Hut (der für mich »westernmäßig« aussieht). Ab und zu gibt es auch mal eine »Rest area«. Hier ist ein Grill vorhanden. Man kann – außer nach zu langen Hitze- und Dürreperioden und der daraus folgenden Brandgefahr – ein Lagerfeuer machen und sich Essen zubereiten, z. B. das landestypische Barbecue. Mein Radeln hat auf einmal einen anderen Sinn als bisher. In Asien war es für mich nur Mittel zum Zweck, nun stehe ich vor der ersten großen sportlichen Herausforderung meiner Tour. Bis Mitte Dezember will ich Adelaide erreichen und damit mit dem Mythos aufräumen, der scheinbar in vielen Köpfen rumschwirrt und besagt, dass diese Strecke mit dem Rad – v. a. in dieser Jahreszeit – nicht machbar sei. Diese Aufgabe erfordert meine ganze Konzentration – zumal ich radsportlich noch nicht auf der Höhe bin, da das Training fehlt. Interessante Kulturen, die ich besichtigen könnte, finde ich für meinen Geschmack hier wohl sowieso nicht.
Natürlich wären da die Aborigines. Aber die wenigen noch lebenden »echten Ureinwohner« leben irgendwo in der Weite des Landes oder in Reservaten und nicht am Stuart-Highway. Hier werden sie höchstens vermarktet. Die bisher mir begegneten Australier waren alle freundlich und hilfsbereit, aber an einem längeren Gespräch war noch keiner interessiert. Recht früh erreiche ich Pine Creek, noch 2800 km nördlich von Adelaide. Ehemalige Goldgräberstadt. Aber die »Touristenattraktionen« sind für mich wieder langweilig. Da wird z. B. groß auf die »Alte Bäckerei« hingewiesen (von 1908). Man sieht zwei schon recht zerfallene Holzhäuser. Der Campingplatz ist wesentlich teurer als gestern, da gönne ich mir gleich ein Air-Condition-Zimmer. Herrlich! Ca. zwölfstündige Ruhepause von den Tropentemperaturen. Früh ins Bett, ich bin müde. Viele Alternativen gäbe es hier eh nicht.