17. Mai

Heute will ich einen Radausflug entlang der Schwarzmeerküste in Richtung Georgien machen. Je weiter man nach Osten vorstößt, desto tropisch-üppiger wird die Vegetation. Westlich von Trabzon wird nicht nur Tabak angebaut, sondern auch Abertausende Haselnuss-, Kirsch- und Apfelbäume (die Pfalz lässt grüßen!) zeugen vom landwirtschaftlichen Reichtum dieses Landstrichs. Im feuchtwarmen Klima bei Rize gedeiht auf küstennahen Terrassen beinahe der gesamte türkische Tee, und hoch oben auf den wilden Pässen wachsen seltene Orchideen und einige weitere farbenprächtige Blumen. östlich von Trabzon wird der Küstenstreifen immer schmaler, die Berge steigen steil aus dem Meer empor, in über 2000 m wird Almwirtschaft betrieben. Aber es beginnt wieder zu regnen (gibt es eigentlich im östlichen Mittelmeer und den angrenzenden Regionen eine Regenzeit?; ich scheine mich mittendrin zu befinden!), ich drehe um und fahre noch mal durch Trabzon. Die Taxis erinnern mich hier wieder an eine scheinbar in der gesamten Türkei verbreiteten Sitte: Ich als Touri werde immer wieder angehupt, damit ich auf das Taxi aufmerksam werde und am besten mitfahre. Im Westen des Landes habe ich häufig – aus Gewohnheit (weil ich das auch bei anderen Autofahrern tue) – zurückgewinkt, woraufhin die Taxis alle anhielten und ich so in Erklärungsnotstand geriet. Am frühen Abend bin ich wieder bei meiner Gastfamilie und sehe gemeinsam mit ihnen den glücklichen Bayern-Pokalsieg. Na ja, auch die Bayern sollen wenigstens etwas zu feiern haben. Anschließend gehe ich noch im kalten Schwarzen Meer (kälter als im April am griechischen Mittelmeer) schwimmen. Eine herrliche Erfrischung. Auf meiner Tour komme ich wohl erst wieder in Thailand ans Meer. Danach folgt die Verabschiedung vom versammelten Dorf und im Speziellen von »meiner« Familie. Sie hätten mich gerne noch »mindestens eine Woche« behalten. Aber sie dürfen berechtigt hoffen, dass ich eines Tages tatsächlich für einen längeren Urlaub zurückkehren werde. Dann geht es zur zentralen Zeitungsverladungsstelle des östlichen Schwarzen Meeres. Ich könne am PC einen weiteren Bericht schreiben. Aber alle kommen zu mir, wollen sich vorstellen und ein paar Worte mit mir wechseln. Der »Chef« will noch eine Story von mir machen. Da ich dann aber erst morgen weiter könnte, lehne ich dankend ab. Aber zum Schreiben komme ich dennoch kaum. Um Mitternacht geht es dann los. Mitten hinein ins anatolische Hochland. Schon seit Wochen hatte ich mich darauf gefreut, die für mich wohl interessanteste Landschaft bis zum Himalaya mit dem Rad durchfahren zu können. Die landschaftliche Vielfalt reicht von grünen Wiesen bis hinzu gewaltigen Gebirgsmassiven mit ewigem Schnee. Schade, dass die PKK.