Seit Tagen schon schlafe ich unruhig – was für mich ungewöhnlich ist. Viele Träume, leider (oder Gott sei Dank?) kann ich mich meist nicht mehr an den Inhalt erinnern. Jedenfalls scheint es, dass ich Einiges zu verarbeiten habe. Bereits eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang geht es los. Noch 4° C. Zum ersten Mal müssen die dicken Winterhandschuhe her. Dennoch frisch, v. a. an Händen und Füßen (die Löcher in den für mich inzwischen »heiligen« Schuhen werden immer größer und ermöglichen so »Durchzug«). Der Seitenstreifen ist heute über weite Strecken gut. Zeit zum Abschalten, meditieren und nachdenken. Nachdenken über die mir gestellte Frage »Lohnt es sich unter allen Umständen, immer die Wahrheit zu sagen?« (???) und über die Tatsache, dass ich heute in vier Wochen heimkomme (was werde ich wohl als Erstes zu Hause tun?). Die Landschaft bleibt steppenartig. Wind kommt auf, wieder von hinten. Hey, rollt das gut! Grenze Arizona – New Mexiko. Wieder nur ein kleines Hinweisschild. Schon vier Stunden vor Sonnenuntergang in Gallup. Trotz der tollen Bedingungen (mild und Rückenwind) halte ich in diesem Städtchen, da es hier ja einen öffentlichen Internetanschluss gibt. Um ins Internet zu kommen, muss ich in der hiesigen Bibliothek einen Tagesausweis ausfüllen. Danach wir mir gesagt, dass ich noch warten müsse, weil alle fünf Accounts belegt seien. Also warten. Auffallend strenge Sitten hier. Sprechen verboten. Mucksmäuschenstill wie in einer Uni- Bibliothek. Dann stellt sich raus, dass ich nur der Achte auf der Warteliste bin. Das hätte man mir auch gleich sagen können. Also raus und das einzige Internetcafé der Stadt suchen. Ich kann aber nicht einmal bei »Hotmail« einloggen. Ja, im gesamten amerikanischen Netz sei heute der Wurm drin. Was soll ich jetzt tun? Es ist gerade mal 17 Uhr. Soviel Zeit hätte ich und ausgerechnet jetzt klappt wieder nichts mit dem Internet. Zum Verzweifeln. Ich suche Cafés. Eines finde ich, da ist aber niemand drin. Fast keine Fußgänger auf der Straße, alles wird mit dem Auto erledigt. Selbst zum Bankomaten fährt man in der Blechschüssel vor. Sonst nichts los in der Stadt, die tot wirkt. Ich vermisse eine lebendige Fußgängerzone (aber FüR WEN wäre die überhaupt?) mit gemütlichen Cafés. So anonym hier, ungemütlich, lebensfeindlich für Genießer. Also gehe ich zurück ins (wieder bisschen schäbige) Motel und schreibe Postkarten. Ich frage mich, was die anderen Reisenden in den Dutzenden von Motels machen. Pubs habe ich auch keine gesehen.