19. Dezember

Nach erneut kurzer Nacht heißt es morgens, sich von diesem interessanten Mann »aus einer anderen Welt« zu verabschieden. Robert, ich wünsche dir von ganzem Herzen das Beste für Norwegen! Schon muss ich mich auch beeilen, meinem Vater noch zum Geburtstag zu gratulieren. Eh nur noch aufgrund der Zeitverschiebung möglich. Aber es liegt mir am Herzen, denn mein Vater ist in weiten Teilen mein lebendes Vorbild. Telefonieren in Australien ist übrigens gewöhnungsbedürftig. Es gibt viele verschiedene Kartenanbieter. Nun habe ich aber keine Telefonkarte im strengen Sinne erwischt, sondern eher eine Art Telefonkreditkarte. Verschiedene Nummern müssen gewählt werden, bis man endlich über einen »operator« mit der gewünschten Nummer verbunden wird. Dann geht es wieder auf die Straße. Raus aus dem teilweise schönen, auch mit älteren Bauten im britischen Stil bespickten, Port Augusta. Noch gut 20 km auf dem Highway, dann auf eine Nebenstrecke. über die Flinders Ranges. Der erste Pass (»Horrocks Pass«) seit ca. zwei Monaten. In der Hitze schwerer als erwartet, obwohl auch nicht höher als die höchsten pfälzischen Berge. Von hier an Rückenwind. Wie simpel kann radeln sein! überall endlos erscheinende Getreidefelder, die gerade abgeerntet werden. Auch viele Schafe. Im Hintergrund Hügelketten. Aber für mich nicht so spektakulär wie versprochen. Zwei besonders interessante Pausen. Die erste in einer alten Schmiede. Sehr stilvoll eingerichtet. Tolle Gemälde, Scharzweiß-Fotos sowie viele Werkzeuge, denen man ansieht, dass sie lange in einer Schmiede »gedient«haben. Ich fühle mich wie daheim, höre die Ambossschläge meines Vaters (der Kunstschmied ist). Am Abend gehe ich in einen kleinen Pub. Die Leute hier sind total nett, schnell lachen wir viel und ich muss zusehen, dass ich noch weiterkomme und nicht hängen bleibe. Die Einsamkeit ist nun wirklich vorbei. Mindestens alle 50 km ein Dorf, in dem ich auch alles einkaufen kann, was ich brauche. Dafür aber auch mehr Verkehr. Auf den letzten 60 km dreht der Wind. Genau auf die Nase. Und sehr kühl wird es auch. Wieder ist kämpfen angesagt. Aber in der »fortgeschrittenen Dämmerung« kann ich meine heutige 196-km-Etappe beenden. Ich bin in Clare, nur noch 134 km nördlich von Adelaide. Clare ist das Zentrum eines hiesigen Weintals. Viel ist hier los. Ich bin aber zu müde, so geht die Party heute ohne mich ab.