Um 5 Uhr soll meine Nacht heute bereits vorbei sein, da mein freundlicher Vermieter mich dann für die nur eine Stunde später gehende Fähre nach Koh Samui wecken will. Er klopft auch um 5 Uhr, aber ich wache bereits 10 Minuten früher auf und bin auch heute wieder bei allem ungewöhnlich früh dran. Noch in der Dunkelheit fahre ich zur Fähre, die heute von ganz anderem Kaliber als in den letzten Tagen ist: Viel größer und moderner. Kein Wunder, es geht ja auch auf die von fast jedem Reisebüro der Welt angepriesene Insel Koh Samui. Sie soll mit den angeblich schönsten Stränden in ganz Südostasien aufwarten. Und so kommen jährlich bereits mehr als eine halbe Millionen Touristen hierher. Die Fähre kommt am Inselhauptort, Nathon, an. Gar nicht so groß. Klar touristisch, aber nicht so »schlimm«, wie ich es erwartet habe. Ich will aber sowieso – gleich nach dem Frühstück – direkt weiter zu DEM Strand aller Strände, dem »Chaweng-Beach«, dem Musterfoto unzähliger Prospekte. Wenn schon, denn schon. Immer wieder wird der feine und weiße Sand dieses Beaches mit Puderzucker verglichen, die grandiose Bucht, in der er liegt, herausgestrichen sowie die faszinierenden Farbschattierungen (»zwischen zarttürkis und kobaltblau«) des Wassers gepriesen. Zudem (oder darum?!) hat sich entlang dieses 6 km langen Strandes DIE Party-Szene der Insel entwickelt. Und hier habe ich mich nicht nur darauf eingestellt, hier WILL ich das sogar erleben. So fahre ich gleich die 23 km zu diesem Strand. Unterwegs lese ich bereits einen Hinweis, dass dort heute Abend sogar eine der so berühmten (und auch berüchtigten) »Moon-Parties« steigt. Genial! Die Insel macht auf mich gleich einen sanfteren Eindruck als Koh Pha Ngan, die Küstenstraße ist sogar weitgehend flach. Aber im Inneren der 250 qkm großen Insel steigen die Berggipfel auch bis auf über 600 m an. Dann komme ich an meinem Beach an. Wahnsinn! kilometerlang reihen sich Kneipen, Restaurants, Bars und Geschäfte aneinander. Vieles ist exquisit, die Preise sind teilweise noch höher als auf Koh Tao, oft wie in Europa. Aber, und das verblüfft mich am meisten: Die Straße hier ist nicht asphaltiert und überall stehen große und tiefe Pfützen. Leider wird dabei auch mein Rad ziemlich verdreckt. Die Zimmersuche gestaltet sich mal wieder schwierig. In meiner Preiskategorie gibt es nur ein kleines Angebot. Aber diese Adressen sind ausgebucht. Helfen tut mir hier auch keiner. Das Personal ist meist hochnäsig (ganz nach dem Motto: »Was willst du denn hier?«). Letztlich finde ich dann aber doch noch einen Bungalow. Noch mal stärken und dann geht‹s los zur Inselumrundung, die übrigens mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht möglich ist. Bleibt man immer auf der Hauptstraße ( »Königsstraße 4169«), dürften dies ca. 55 km sein. Aber v. a. im Südwesten und Nordosten kann man diese Route verlassen und die Insel – nahe der Küste – tatsächlich »ausfahren«. Dann kommt man eben auf 20 km mehr. Und hat man eine »Samui-map«, auf der alle Sehenswürdigkeiten und leider auch viele uninteressante Dinge eingezeichnet sind, die aber auch »stark empfohlen« werden, wird man noch einige km mehr zusammen bekommen. Zudem wirbt fast jedes Restaurant, dass es einen tollen Aussichtspunkt habe. Ich falle ein paar Mal darauf herein (besonders interessant sind die meisten wirklich nicht), später lasse ich diese Punkte links liegen. Mich interessieren auch nicht die Büffel- oder Hahnenkämpfe, genauso wenig die Elefanten- und Affenshows. Am interessantesten ist für mich diese Insel abseits der Hauptstraße. Plötzlich sieht man wieder alte Fischerboote wie Kokosnussschalen auf dem Wasser treiben, die Einheimischen sind hier wieder so freundlich wie ihre Landsleute auf dem Festland und hier kann es sogar mal vorkommen, dass man einen Strand für sich alleine hat. Leider kommt dann starker Regen auf und ich kann die Insel nicht über ihren zentral gelegenen Hauptkamm queren, sondern muss »außenrum fahren«, an der Küstenstraße entlang, also dieselbe Strecke wie am Morgen. Als ich in der Dämmerung zurückkomme, gehe ich gleich zum Strand. Wirklich genial! Ich schwimme ein bisschen im angenehm warmen Wasser, genieße die Atmosphäre und beobachte vom Wasser aus das Treiben in dem bereits nur noch vom Laternenlicht erleuchteten Dorf. Am Abend flaniere ich dann mal die gesamte Strandpromenade ab. Die Straße ist vom Regen inzwischen stark überschwemmt und so haben selbst die Autos an einigen Stellen Schwierigkeiten, voranzukommen. International geht es hier zu. Von den Touristen her natürlich, aber auch von den Geschäftsinhabern her. Aus ganz Europa kommen sie, auffällig viele aber aus Deutschland. Ein bestimmtes Auto, das eine Cabaret-Vorführung ankündigt (auch auf Deutsch!), fährt die ganze Zeit die Straße hoch und runter. Mir geht der Typ im Auto ziemlich auf die Nerven. Dies sowie der Umstand, dass in den Kneipen, die mir gefallen, (noch?) nichts los ist, lassen mich bereits den Heimweg einschlagen. Dann will ich aber wenigstens noch mal bei der so groß angekündigten »Moon-Party« vorbeischauen. Und es hat sich gelohnt: Die Räumlichkeiten hier gefallen mir so richtig: Gemütlicher Innenraum mit Tanzfläche, außen abgegrenzt Plätze zum Essen und Trinken und natürlich auch eine Ecke für das hier so obligatorische TV (wieder ein englisches Ligaspiel) und mich faszinierende Musik einer Band. Diese musikalische Stilrichtung kenne ich zwar nicht, aber sie gefällt mir. Sie ist langsam und gefühlvoll. Irgendwas »Klassisches« mit modernen Instrumenten. Sobald die Band ihren Auftritt aber beendet hat, folgt ein totaler Wechsel: Nur noch »House«! über Stunden, scheinbar bis zur Bewusstlosigkeit. Manchmal minutenlang immer der gleiche Takt. Wo bleibt da die Innovation? Da muss man wohl mit Hasch oder Bier »nachhelfen«, damit dies einem gefallen kann. Oder? Ich verdrücke mich zum TV, bis mir auch das zu langweilig wird. Leider sind die anderen guten Kneipen zu weit weg und so gehe ich halt in die »Heia«. Wieder ohne Party. Schade! Muss ich denn noch bis zu meiner eigenen Fete im März warten?