Um fünf Uhr weckt mich der Mann, denn eine halbe Stunde später wird er von einem Kollegen abgelöst, der so was (dass ich hier schlafen würde) gar nicht gut fände. Ich bekomme sogar noch Kaffee serviert. Auf meinen Dank für alles meint er nur, dass man doch besser Rad fahren könne, wenn man wenigstens ein paar Stunden geschlafen habe. Für mich ist es immer toll, Menschen zu treffen, die sich in andere hineinversetzen können und wissen, auf was es ankommt. Etwas nördlich von hier (dort in Colorado liegen auch die bekanntesten Wintersportorte der USA, z. B. Vail, Aspen) habe es in der Nacht viel geschneit. Und hier sind es –7° C. Zum Sonnenaufgang fahre ich dann los. Rückenwind habe ich und zwar einen der heftigen Sorte. Ich bin schnell, ohne dass ich mich groß anstrengen muss. Herrlich. Die ersten 90 km habe ich bereits nach zweieinhalb Stunden absolviert. ähnlich rollt es weiter, so dass ich schon bald nach 13 Uhr in meinem an sich geplanten Etappenort bin. Aber die Bedingungen sind so gut, dass ich weiterfahre. Doch kurz darauf dreht der Wind von West auf Nord. So habe ich starken Wind von der Seite, mit zwischenzeitlich noch stärkeren Böen. Nicht ungefährlich. Wenn dann noch ein Laster vorbeikommt und ich in dessen Sog gerate, flattere und schwanke ich bis zu eineinhalb Metern auf die Seite. Gut, dass der Seitenstreifen so breit ist. überhaupt ist heute viel weniger Verkehr, wahrscheinlich sind Sturmwarnungen durchgegeben worden. Zweite lange Pause, ich lese vom ersten Turniersieg von Tommy Haas. Ist der »neue Boris« da? Weiter. Nun wird es doch noch ganz schön hart. Ich komme nach Texas, die Uhr wird wieder eine Stunde vorgestellt, ich bin noch sieben Stunden hinter MEZ. Viele Büsche sind inzwischen – in der immer noch recht eben wirkenden Steppenlandschaft – zu sehen. Mein »Saft« geht aus, es wird kühl, bald dunkel. Aber inzwischen bin ich ja doch schon ein recht erfahrener Tourenradler und so schaukle ich die letzten Kilometer nach Vega mit dieser Routine nach Hause. Stolze 191 Meilen oder 307 km. Tagesrekord auf meiner Weltumradelung. Campingplatz. Einziger Gast. Für wenig Service über 16 DM. Nachos zum Abendessen und ab in die Falle.