23. November

Um halb sieben bin ich wieder »on the road«. Heute steht nur eine »Sprintetappe« auf dem Programm, 92 km bis zum nächsten Roadhouse. Es ist bewölkt. Angenehm, keine Sonne sticht. Die Landschaft ändert sich langsam. Die »Krüppelbäume« werden zunächst noch krüppliger und weichen dann zunehmend Sträuchern. Am Straßenrand viele schon länger tote Kängurus, oft nur noch die Knochen. Ein lebendiges Känguru habe ich übrigens noch nicht gesehen. Weiterhin zahlreiche Termitenhügel. Ein Wunder für mich, wie diese kleinen Tierchen, eine Art »großer Ameisen«, aus der doch so soften Erde diese stabilen und harten, oft meterhohen, Gebilde bauen, die zudem häufig noch künstlerisch wirken. Nach 50 km fülle ich gerade mal wieder Wasser aus dem großen Sack in meine Trinkflasche. Da hält ein Landrover, es ist der Leihwagen des gestern Abend noch kurz getroffenen Badeners. Jetzt erst glaubt er mir, dass ich wirklich mit dem Rad unterwegs bin. Er ist begeistert davon, will vieles wissen. So unterhalten wir uns für eine Stunde. Er war mal für zwei Jahre in Israel, kann mir von daher auch ein paar Hitzetipps geben. Er bietet mir an, mich bis Alice Springs mitzunehmen. Ich will diese Stadt in sechs Tagen erreichen und nun könnte ich auf einen Schlag bereits heute Nacht dort sein. Sicher würden uns auch die Gesprächsthemen nicht ausgehen. Aber ich bin halt gerade auf dem Stuart-Highway, den ich so gerne komplett mit dem Rad fahren würde. Dafür tut er mir noch einen großen Gefallen und nimmt meine vier seit Jakarta verschossenen Diafilme mit nach Deutschland Inzwischen ist die Sonne voll raus gekommen, sie heizt wieder allem ein. Auch dem Wasser in der Aluflasche. Das wird fast so warm wie ein gerade vor einigen Minuten überbrühter Tee. Aber dennoch rolle ich zügig bis zum »Renner-Springs-Roadhouse«, noch 2203 km nördlich von Adelaide. Es ist teuer hier, aber auch nobel. Und während ich mein Essen bestelle, geschieht mal wieder überraschendes: Der Straßenarbeiter, der mir gestern unterwegs Wasser reichte, steht plötzlich neben mir! Sehe ich ihn also doch noch mal! Er hat einige kleine Arbeiten an der Straße Richtung Süden durchzuführen. Ich muss ihm gleich erzählen, dass sein kaltes Wasser exzellent geschmeckt hat. Er strahlt. Sein Kumpel ruft und er muss weiter. Er ruft mir noch zu: »See you again on the road«. Mittagschlaf, viel trinken und essen, wieder Zimmer für morgen telefonisch reservieren lassen, genügend Essen hamstern, denn bis zum nächsten Roadhouse werde ich morgen erst einmal 136 km strampeln müssen.