Länger schlafen. Auschecken. Noch immer keine Spur von unseren Kumpels. Weiter warten. Zwei interessante, jeweils mehrstündige, Gespräche. Erst mit einem Odenwälder, der nun schon seit zwölf Jahren jährlich eine andere fremde Region unserer Erde bereist, dann mit einem Ostdeutschen, der nun gerade von einem eineinhalbjährigen Radtrip durch Nordamerika gekommen ist, um hier nun auch noch für ein Jahr auf große Schleife zu gehen. Um 14:17 Uhr kommt meine frohe Botschaft dieses Weihnachtsfestes: Gallus kommt herbeigeeilt und teilt mir freudestrahlend mit, dass unsere zwei verloren gegangenen Kumpels wieder aufgetaucht sind. Auch die moralischen Fragezeichen sind – wie wir es nicht anders erwartet hatten – ausgeräumt. Es gab sprachliche und auch andere Missverständnisse, woraufhin der Barkeeper eine dreiköpfige Schlägertruppe telefonisch organisierte. Diese kam auch, packte einen meiner beiden Kumpel und ein Anderer schlag ihm immer wieder mit voller Wucht ins Gesicht. Feige, brutal, asozial. Was soll man zu solch einem Verhalten noch sagen? Wenigstens ist die Nase doch nicht gebrochen. Von jetzt auf nachher scheinbar (fast) alles wieder in Ordnung? Aufatmen und zugleich aufwachen aus der Lethargie. Es gibt keinen Grund mehr, an diesem Ort des (Weihnachts-)Schreckens weiter zu verweilen. Ciao, Ihr Schweizer Freunde, hoffentlich können wir uns an Silvester noch mal treffen und wir haben dann mehr Glück. Letzte Vorbereitungen und ich bin wieder »on the road«. Eindreiviertel Tage später als geplant. Ob ich dennoch an Silvester Melbourne erreichen kann? Das ist noch 1025 km entfernt. durch die Stadt und schon rein in die »Adelaide Hills«. Längere Steigung bis auf ca. 700 m Höhe. Verdammt frisch oben. Abfahrt. Plötzlich lautes Sirenengeheul hinter mir. Ich drehe mich um und werde- innerlich – fast wahnsinnig: Schon wieder die Polizei! WAS nur habe ich dieses Mal wieder verbrochen? Ich muss mich extrem zusammennehmen, dass ich noch freundlich bin. Aha, ich soll auf einer für Räder nicht zugelassenen Straße sein. Ein Hinweisschild muss ich übersehen haben. Was nun, Herr Gesetzeshüter? Zunächst will er mich direkt über das steil ansteigende Feld am Rande der Straße schicken, über das ich auf eine Nebenstraße gelangen könne. Ich dürfte keinen m mehr radeln und auch nicht schieben. Spinnen die alle hier??? Ich versuche es, stehe aber plötzlich vor einem hohen Zaun. Ich MUSS zurück. Nächste Ausfahrt fahre ich aber raus auf die »old road«. Einige km länger und deutlich hügeliger. Bald Plattfuß, Mist! Gerade in der Nähe eines Pubs. Also dort rein, um nach Wasser zu fragen. Denn die Luft entwich wieder so langsam, dass das Loch sehr klein und mit bloßem Auge kaum zu erkennen sein wird. Wirklich hilfsbereit sind sie hier. Einer holt gleich seinen Kompressor von zu Hause, ein Anderer mein 500 m entferntes Rad samt Gepäck. Die Diebstahlgefahr sei hier nicht so gering. Der Plattfuß wird unter Beteiligung fast aller Anwesenden im Pub behoben und nach einem lieben Abschied geht es dann auch wieder weiter. Hoch und runter, ich merke die 6 kg mehr Gewicht seit Adelaide. Der Wind ist aber gut, er kommt mal von hinten, mal von der Seite. dunkel wird es, bald darauf erreiche ich Murray Bridge. direkt auf den ersten Campingplatz und ab in die Falle.