Mit den Händen versuche ich, mein Rad wieder einigermaßen zu säubern, denn fließendes Wasser ist hier nicht aufzutreiben. Aber es geht auch so. Nach ein paar km gehe ich einen für hier so typischen kleinen Laden, um etwas zu trinken zu kaufen. Ich trinke ein paar Tee und Cola, das wie Fanta aussieht und auch so ähnlich schmeckt. Dazu esse ich Brot mit einer noch aus der Türkei mitgebrachten Schokocreme. Der alte Mann ist sehr interessiert, was das denn sei. Scheinbar werde ich in nächster Zeit auf meine bei Radtouren so geschätzten »Nutella-Verschnitte« verzichten müssen. Im Hintergrund läuft der TV. Auf einmal muss ich grinsen, da mir ein Schauspieler sehr große ähnlichkeit mit Gustl Bayerhammer zu haben scheint. Aber nein! Es ist Gustl Bayerhammer! Hier läuft gerade »Meister Eder und sein Pumuckl« auf iranisch! Der Alte ist ganz begeistert, dass ich das kenne und dreht den TV genau in meine Richtung. Bei der nächsten Rast wollen sich ein paar Männer mit mir unterhalten. Doch das Sprachproblem ist gewohnt riesig. Wieder einmal hilft der Fußball weiter. Nun muss ich nicht mehr über Galatasaray u. ä. Bescheid wissen, sondern über die in der Bundesliga kickenden iranischen »Legionäre« Bagheri, Azzizi und natürlich über den hiesigen Nationalhelden Ali Daei. Zum ersten Mal packe ich meine Reiseapotheke aus (herzlichen Dank noch mal an die Familie Rummel, die mich noch so kurzfristig mit allem Notwendigen ausgestattet hat), denn ich habe leichten Durchfall, fühle mich aber nicht geschwächt. Zudem nehme ich auch ein paar Mineraltabletten, um die ungewohnt hohen Verluste ausgleichen zu können. Es wird immer wärmer und ich stehe kurz vor meinem ersten Sonnenbrand. Natürlich nur an den Armen und im Gesicht. Die Beine lasse ich schön brav bedeckt. Bereits am frühen Nachmittag komme ich in Tabriz an, meiner ersten großen Stadt im Iran. Ich beschließe, bereits jetzt meine heutige Tagesetappe zu beenden. Denn vielleicht kann ich ja an der hiesigen Uni eine Möglichkeit finden, meine ersten Eindrücke vom Iran in die Heimat zu senden. Doch mich versteht (sprachlich) niemand. So lege ich ein in persisch gehaltenes Empfehlungsschreiben (vielen Dank noch mal an den aus Persien stammenden und nun in Deutschland lebenden Hr. Huschmand!!!) vor. Doch dies ruft im Moment weitere Verwirrung hervor. Ich werde von einem Mann quer über das Universitätsgelände zur Sportfakultät gebracht. Dort bekomme ich etwas zu essen und zu trinken, aber was ich wirklich will, haben sie nicht verstanden. Aber mal wieder habe ich Glück. Denn gerade kommt Rachim vorbei und der spricht gut Englisch. Dennoch bleiben alle Versuche, einen PC mit Internetanschluss zu finden, ergebnislos. Aber Rachim hilft mir, ein geeignetes Hotel zu finden. Dabei unterhalten wir uns. Er ist sehr unzufrieden mit diesem »fanatischen« Regime und will deshalb so schnell wie möglich nach Europa oder Amerika. Gegen 22:00 gehe ich noch mal spazieren. Auf den Straßen ist noch der Teufel los. Doch das nimmt abrupt nur gut eine halbe Stunde später ab. Ich will noch nach Hause telefonieren. Seit zwei Tagen schon versuche ich, eine Telefonkarte aufzutreiben. In den Postämtern war keine zu bekommen. Wo es diese gibt, konnte mir aber niemand sagen. Ausgerechnet heute kann ich aber auch nicht vom Hotel aus telefonieren. Doch der Portier hilft mir und bringt mich in ein Telekommunikationszentrum. Hier muss man sein Gespräch anmelden und gleich eine (Mindest-)summe bezahlen. Danach wartet man (u. U. lange), bis man aufgerufen wird und eine bestimmte Telefonzelle zugewiesen bekommt. Die Lieben aus der Heimat sind dann bereits am Telefon. Nach ein paar Minuten erwarte ich jeden Moment das Ende des Gespräches, da der von mir bereits im Voraus bezahlte Betrag langsam abgelaufen sein müsste. Aber das Gespräch geht weiter und weiter. Als ich dann aus der Telefonzelle rauskomme, muss ich dann auch noch beträchtlich draufzahlen. Ich hoffe, Ihr könnt die Mail erhalten. Denn hier kann ich nur über ein mir unbekanntes Programm schreiben und der Mann hier scheint sich auch nicht besonders auszukennen. Tut mir leid, dass ich auch Eure Mails nicht lesen und damit auch nicht beantworten kann. Ich hoffe, dies von Teheran (ca. 01.06.) nachholen zu können. Liebe Grüße an alle Frankenthaler, Pfälzer und FCK-Fans, an alle Freunde und Bekannte sowie an alle lieben Menschen auf dieser so schönen und interessanten Welt!!!