27.-30. Oktober

Ein Tag gleicht dem anderen. Am Morgen quäle ich mich kurz vor dem Ende des Frühstücks (10 Uhr) aus dem Bett. Es gibt einen Tee sowie nur schwach getoastete Weißbrotscheiben mit Marmelade. Diese bereiten mir große Schwierigkeiten. Bis ich sie endlich »unten« habe, vergehen meist Stunden. Inzwischen liege ich längst wieder im Bett. Ständig husten und noch mal husten. Das ist anstrengend. Hoffen auf Besserung. Diese tritt aber einfach nicht ein. Ich werde eher noch schwächer. Was ist, wenn ich gar kein Dengue habe, sondern was Anderes, Schlimmeres? Ich weiß nicht, ob ich den langen Flug bis nach Hause verkraften könnte. Zuvor müsste ich auch noch eine lange Busfahrt in Kauf nehmen. Ich bin allein. Obwohl es hier westliche Touristen gibt. Aber niemand unterhält sich mit mir. Alle haben sie schon ihre Gruppe. Da ist nur Reto aus der Schweiz. War nun ein Jahr in Neuseeland und Australien und hat zuletzt eine Indonesierin kennen gelernt, die er vielleicht sogar heiraten will. Wir unterhalten uns lange, leider fährt er aber morgen schon weiter. Ich liege im Bett, denke nicht viel, der Verstand ist benebelt. Ich hoffe nur, dass ich wieder gesund werde und zwar so schnell als möglich. Das Leben wird zur Last, zur Qual. Alles ist anstrengend, alles schmerzt. Ansonsten noch Angst und Verlassenheit. Freude, was ist das? So geht das den ganzen Tag, bis das Wasser ausgeht. Dann kämpfe ich (nach dem Frühstück) den zweiten Kampf des Tages. Ich muss aufstehen und zu dem kleinen »Tante-Emma-Laden«, vielleicht 80 m weiter. Aufstehen, schlichtes Aufstehen, wie anstrengend kann das werden! Und gehen! Dazu das schwere Wasser tragen. Einmal breche ich fast zusammen und muss mich für ein paar Minuten hinsetzen, bevor ich sehr behäbig wieder aufstehe, um zum Hotel zurückzukehren. Die Rikschafahrer schwätzen mich wieder blöd an. Ich könnte sie alle auf den Mond schießen. Kapiert ihr denn nicht, dass ich einfach meine Ruhe haben will? In den Kneipen sitzen Leute, trinken Bier und lachen. Wie gerne würde ich das auch machen. Mein Lachen aber scheint gestorben, eingefroren. Darum beneide ich sie, die fröhlichen Menschen. Traurig und einsam kehre ich zu meinem Zimmer zurück und hoffe auch die nächste Nacht rumzukriegen und meiner Genesung damit wieder ein Stückchen näher zu kommen. Langsam nähere ich mich dem Bild an, das man sich landläufig von einem Vagabund macht: Seit 1 1/2 Wochen weder Fingernägel, noch Bart gekürzt, keine Zähne geputzt (nur »Zahnpflege« gekaut) und auch keine Haare mehr gewaschen. Alles zu anstrengend, aber nicht lebensnotwendig.