12.12.2016

Hatte schon Ende Oktober eine Nacht vom 12. auf 13.12. gebucht, weil ich – vom Hochland kommend – sehr lange Etappen haben würde, so dass ich abends in der Dunkelheit keine Übernachtungsorte mehr suchen müsste. Nun änderte ich die Route, so dass ich nur noch 206km zu meiner Unterkunft haben sollte. Nach längerem überlegen beschloss ich, dass ich an dieser Nacht festhalten würde, auch wenn danach noch zwei sehr lange Etappen die Folge sein würden.

Für heute hatte das aber den Vorteil, dass ich das Frühstück in der Unterkunft (wieder erst ab 7 Uhr) noch einnehmen konnte. Als ich kurz vor Sonnenaufgang wach werde, lausche ich in die Natur und vernehme verschiedenste Vögel. Ich mache einen kleinen Spaziergang, sehe vielfältigste Schmetterlingsarten. Auch die Pflanzenwelt begeistert mich: Farne, Sträucher und Bäume aller Art. Alles ist noch nass vom starken Regen gestern abend.

Das Frühstück ist qualitativ gut, mengenmäßig für einen Langstreckenradfahrer ungenügend. Gut, dass ich schon mein eigenes Frühstück konsumiert hatte.

Starte um 7:10 Uhr. Brauche 9 min. für den nur gut 1km langen extremen Schotterweg zur Hauptstraße!

Komme nicht richtig in Tritt. Was ist nur los mit mir? Irgendwie wackelt auch meine Radtasche stark: das Rad „eiert“, wenn ich aus dem Sattel gehe. Ich halte an: mein Hinterrad verliert Luft! Was tun? Weiter fahren – und hoffen, dass bald eine Tankstelle kommt und sich dort vielleicht eine Lösung ergibt. Die Luft wird immer weniger. Bald ist fast keine mehr im Reifen, ich muss aufhören zu fahren, kann höchstens noch schieben. Und da: es kommt eine Tankstelle! Mit einem Mischmasch aus Spanisch-Englisch spreche ich einen Mitarbeiter an. Er versteht schnell. Er hat einen Schlauch in der richtigen Größe da! Zusammen tauschen wir den Schlauch. Das Übel haben wir auch schnell gefunden: ein spitzer langer Stachel… Ist auch noch im Mantel. Wir entfernen ihn. Neuer Schlauch rein und nach weniger als einer halben Stunde sitze ich schon wieder auf dem Rad. Mein Tagesziel bleibt so noch erreichbar. Ich bin sehr dankbar. Wieder einmal (wie so oft) hatte ich viel Glück, ist genau das passiert, was hätte im besten Fall passieren können. Mein Gottvertrauen hat sich wieder bewährt. Ja, ich pilgere mit meinem Gott, aktuell nun erst einmal bis Panama-Flughafen: vaya con dios.

Danach geht alles leichter: das treue MTB (15 kg schwer) rollt wieder gut.

Der Verkehr ist deutlich weniger als gestern. Gestern waren es wohl viele einheimische Tagestouristen, die an den Strand wollten. Übrigens sah ich gestern auch viele Räder mit Startnummern auf Autos: in meine Richtung waren viele MTB`s auf den Autodächern, mir entgegen kamen Rennräder mit Startnummern auf den Autos.  Irgendwie kam mir das alles sehr weit weg vor – und ich war froh darum.

Heute mal wieder viele Aasgeier an der Straße. Hatte ich die letzten Tage in Costa Rica seltener erlebt, in den Wochen davor aber häufig. Gerade über die toten Tiere am Straßenrand machen sie sich her.

Zur linken Seite sehe ich immer mal wieder kleine und größere Berge – meist auch heute noch in Wolken gehüllt. Schade, so bekomme ich von der grandiosen Bergwelt Costa Ricas vieles nicht mit. Ich bin unten an der tropischen Pazifikküste. Schwül und heiß. Immer mal wieder ein Blick aufs Meer. Viele Bananen- und noch mehr Palmölplantagen. Vermurtlich geht das Palmöl auch in den Export. Eigentlich müssten wir alle auf palmölfreie Produkte achten, denn die Palmölproduktion ist extrem klimaschädlich und geht mit starken sozialen und ökologischen Problemen einher. Denke an Bischof Schmitz (Bluefiels/Nicaragua), der darin auch ein ganz großes Problem sieht.

Auf der rechten Seite (im Süden) sehe ich ab und an über einen schönen Golf hinüber zur Insel Osa.

Der Straßenbelag ist heute schlechter als an den Vortagen. Zu meiner Überraschung ist er in Costa Rica deutlich schlechter als in Nicaragua, obwohl Costa Rica ökonomisch deutlich stärker ist.

Mittags in der Sonne ist es sehr herausfordernd. Bin froh, als es wieder zuzieht. Auch der eine oder andere kleine Regenschauer macht mit heute gar Nichts aus.

Nach 520km in Costa Rica kommt schon wieder die Grenze. Wieder sehe ich zu, dass ich das letzte Geld in der Landeswährung ausgebe, heute kann ich mir dafür noch eine Mango kaufen. Die Grenze ist sehr unübersichtlich, direkt am Stadtzentrum von Paso Canoas. Viel Verkehr. Sehe eine Schlange, stelle mich an. Als ich an der Reihe bin, erfahre ich, dass dies bereits die Seite von Panama ist, ich mir aber erst den Ausreisestempel von Costa Rica holen muss. Nach längerem Suchen finde ich die Behörde, die diesen Stempel ausstellt. Hier wird mir aber mitgeteilt, dass ich erst noch – wieder an einem anderen Ort – 8 USD zahlen muss. Als ich diese Stelle gefunden habe, geht es nun doch noch schnell. Nach einer Stunde an der Grenze kann ich weiter radeln. Die Uhr zeigt hier schon eine Stunde später an, so dass es nur noch sechs Stunden „hinter“ MEZ sind.

Noch 528km bis zum Flughafen, noch 34 km bis zu meiner Übernachtung. Noch eine Stunde hell. Fahre flott. Komme noch in die Dämmerung. Finde meinen Übernachtungsort schnell. Die Leute sind sehr freundlich – und hilfsbereit. Kann sogar morgen um 5:15 Uhr hier frühstücken.

Wieder geht ein guter Tag zu Ende.