25.11.2016

Frühstück mit Alfredo, dem noch jungen Hausmeister und Buchhalter im Projekthaus. Macht Freude, wie wir mit Gestik und Mimik und ein paar Brocken spanisch und englisch kommunizieren.

Aufbruch Richtung Osten. In knapp vier Tagen will ich bereits rund 900km weiter, in Managua, sein – und dort den Rest meiner Gruppe treffen.

Gerne wäre ich in St. Rosa de Lima vorbei gefahren. Dort setzt sich das Bistum gegen die ausbeuterischen Verhältnisse an Mensch und Umwelt durch einen kanadischen Konzern („Tahoe Resources“) ein. Aber Bischof Sagastume ist heute noch bei der Vollversammlung der guatemaltekischen Bischofskonferenz.

So verabschiede ich mich von Alfredo und Guatemala-Stadt. Nun bin ich allein, habe erst in dreieinhalb Tagen wieder einen „Termin“. Ein leicht komisches Gefühl.

In der Hauptstadt schon viel Verkehr. Tiefe Schluchten fallen mir auf. Auch etliche Barrios.

Bin auf der Straße nach Puerto Barrios, einer wichtigen Hafenstadt. Bald wird es weniger Verkehr. Auf der nach wie vor sehr hügeligen Strecke merke ich, dass ich nun automatisch die Eindrücke der letzten Tage verarbeite.

Ich verlasse die zum Atlantik führende Straße Richtung Südosten, Jalapa. In einem langen Anstieg ist die Straße plötzlich gesperrt: am über der Straße liegenden Hang werden mit schwerem Baggern Arbeiten durch geführt, große Steinbrocken sausen hinab ins Tal – auch auf die Straße. Wir müssen warten, bis die Bauarbeiter eine Pause machen. Alle Leute scheinen Zeit mit zu bringen, niemand beschwert sich. Ich esse. Nach einer knappen Stunde wird die Straße wieder kurz frei gegeben.

Ich liege zeitlich nun hinter meinem Plan. Es ist bergiger als ich dachte. Auch ist die Straße nicht immer so gut wie in den letzten Tagen.

Zum ersten Mal kaufe ich in Guatemala in einem Supemarkt ein. Ich suche frisches Obst und bin sehr überrascht, dass es nur ganz wenig Obst gibt. Bananen sogar nur von „Dole“!

In jeder Ortsdurchfahrt gibt es immer gleich mehrere „Verkehrsberuhiger“. Vor den Hindernissen muss man fast komplett abbremsen. Nervig – v.a. wenn ich gerade flott bergab gesaust war. Der Gegenwind wird stärker. Und zu allem Überfluss kommn nun vermehr Abschnitte ohne Asphat. Erst nur kurze Stücke, dann ein ganzer langer Anstieg und eine sehr lange und auch steile Abfahrt. Beim hochfahren dreht manchmal das Hinterrad auf dem Sand durch, deshalb muss ich im Sattel sitzen bleiben. Beim Bergabfahren muss ich extrem bremsen, oft in Schrittgeschwindigkeit. Schotter, Sand und Wellblechpiste. Habe Angst, dass Speichen brechen. Bin extrem froh, als nach einer Stunde Abfahrt auf diesen Wegen endlich wieder Asphalt kommt.

In den Orten ist es für mich manchmal schwer, die richtige Straße zu finden – die Ausschilderung ist oft – für Touristen – bescheiden.

Bei Ipala beginnt eine weitere Erdstraße. So drehe ich um, muss nun einen rund 20km langen Umweg machen. Spätestens jetzt ist klar, dass ich heute nicht mehr im Hellen nach Esquipulas, meinem anvisierten Tagesziel, kommen werde. Noch viel Verkehr. Oft schlechte Straße. Es beginnt zu dämmern. Als es richtig dunkel ist, sind es noch gut 30km. Nun bin ich sehr froh um meinen Nabendynamo. Es ar die richtige Entscheidung, hier mit dem MTB (und nicht mit dem Rennrad) zu fahren. Sehe zwar ein Hotel, will nun aber noch bis in den Wallfahrtsort kommen. Der Verkehr nimmt langsam ab. Ich werde schlapp, brauche eine kurze Pause: esse die trockensten Brötchen  meines Lebens (erst heute Mittag gekauft). Es geht weiterhin hoch und runter, am Ende sogar lang und deutlich. Es beginnt noch zu nieseln. Ich bin glücklich, als ich ankomme. Der Wallfahrtsort ist wirklich riesig, ein richtiges Spektakel hier. Viele Leute auf der Straße. Auch touristisch ist viel los hier, sehe z.B. gleich einen 24h/Tag geöffneten Supermakt. Finde ein Pilgerhotel. Die Basilika hat gerade geschlossen. Ich gehe noch durch den Ort: unzählige Restaurants, Straßenbuden, Hotels, Souvenieläden, Apotheken (?) -sogar eine Diskothek.

Leider bekommen wir im Hotel das Tablet trotz Wlan nicht zum Laufen.