Als ich früh morgens meine mails lesen kann, erschrecke ich: das Bistum Speyer erwägt sehr ernsthaft aufgrunnd der aktuellen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes (Hurrikan an der Grenze zu Costa Rica und einem Erdbeben) die Reise nach Nicaragua abzusagen. Dann wäre ich als Einziger hier! Was soll ich dann machen? Hier vor Ort kann ich die Einschätzung des AA in keinster Weise teilen. Schreibe das auch der Reisegruppe und hoffe, das es hilft.
Um 6 Uhr gibt es in der Basilka ein Morgengebet, anschließend eine Eucharistiefeier. Die kirche ist voll.Die Lieder zeitweise „gefühlvoll“. Zum „schwarzen Christus“, einer in der Hautfarbe untypischen Jesusdarstellung (am Kreuz) hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Nach meiner gestrigen Wallfahrt will ich da nun auch hin, obwohl ich eigentlich weiter müsste. Das Anstehen in der Schlange und undgefähr jede min. eimn paar Schritt nach vorne treten, empfinde ich als sehr meditativ. Vor mir sidn zwei alte Frauen. Vermutlich haben sie diese Wallfahrt lange geplant. Ab und zu lächeln sie mich freundlich an.Mir gefä#llt dieser schwarze Christus. Diejenigen, die unter dem Kreuz stehen, sind weiß dargestellt. Ich halte inne. Bin angetan von der Idee, symbolisiert sie für mich doch, dass alle Menschen gleich sind, egal welche Hautfarbe sie haben. Ein Zeichen gegen den Eurozentrismus.
Die Schlange ist inzwischen noch länger. Draßen läuft der normale Wallfahrtsbetrieb, von möglichen Segnungen durch anwesende Priester bis zum Souvenierverkauf. Sehr bunt.
Ich will nun weiter. Es noeselt schon seit Stunden. Die Straße ist nass. Komme nach nur wenigen km an die Grenze zu Honduras. Mir begnen sehr dunkelhäutige Menschen, die mich ansprechen. Ich verstehe nur, dass sie migriert seien. Aber ich kann ihnen keine Hilfestellung wie z.B. Ansprechpersonen in Guatemala, benennen.
An der Grenze muss iich n ein Büro. Dort muss jede(r) alle 10 Finger auf einen Scanner legen, zudem werden Fotos gemacht. Mein Resepass nach vorne und hinten durch geblättert. Immer wieder. Dazu Fragen auf Spanisch. Ich verstehe Vieles nicht. Bin genervt. Muss dann noch eine Gebühr entrichten. Bin frh, als ich endlich weiter darf. Von der Natur kann ich leider fast Nichts erkennen, da die Berge in Nebel gehüllt sind.
Nach nur einer Stunde komme ich an die nächste Grenze, nun zu El Salvador. Hier werde ich freundlich begrüßt: der Beamte spricht mich direkt auf Friedrich Nietzsche an, als er sieht, dass ich aus Deutschland komme.
Der Asphalt ist richtig schlecht. Viele Stigungen. Plötzlich lange Abfahrt. Unten nun richtig warm. Und von einem auf den anderen Meter eine Straße in Topqualität. Und zum ersten Mal in Mittelamerika rihtig flach. Kann flott fahren. Entscheide 10km vor dem Stadtzentrum, dass ich nicht in die Hauptstadt San Salvador fahre. Hätte zwar sehr gerne das Grab des Nationalheiligen Oscar Romero gesehen, da mich beeindruckt, wie dieser als Bischof eine innere Kehrtwende geschafft hat und dann ganz entschieden für die Armen und Entrechteten da war. So denke ich an ihn – und will versuchen, ihm so weit als möglich nach zu eifern. Gerne hätte ich auch ein Projekt zur Begleitung von Jugendlichen, die unter der Gewalt der Jugendbanden leiden (z.B. weil sie selbst Mitglied waren, dann aber ausgestiegen sind) besucht.
Stattdessen begebe ich mich auf die Autobahn Richtung Osten. Breiter Seitenstreifen, top Bedingungen. Aufgrund der Begrünung am Straßenrand kann ich leider nicht so viel von der Umwelt wahr nehmen. Wieder viele Hügel. Langsam wird es dunkel. Komme noch in den bekannten Ort San Vicente. Lange Abfahrt in der Dämmerung. Menschenauflauf. Fiesta. Finde eine bescheidene Unterkunft am Stadtrand, ein „Auto-Hotel“. Heiss. So mache ich sogar mal kurz de Klimaanlage an, damit ich einigermassen schlafen kann. Vor dem einschlafen begegne ich noch eine Kakerlake. Kann sie aber nicht „fangen“. Na, dann soll sie bei mir bleiben.