06. März

Um halb drei wache ich auf. Starkes Gewitter. Noch am Morgen sind die Straßen nass. Die immer wieder vorkommenden und teilweise über 10 cm breiten und ebenso tiefen Einrisse in der Straße lassen mich immer wieder (mit-)leiden mit meinem Hinterrad. Aber entgegen all meinen bisherigen Erfahrungen hält es und hält und hält und hält. Auf Nebenstraßen. Denn ich will die größte Stadt Alabamas, Birmingham, umfahren. Wenig Verkehr, nette Landschaft. Wiesen, Koppeln, Schafe, Pferde. Besonders viele Kirchen – verschiedenster Konfessionen – fallen mir auf. Davor oft plakativ wirkende (Werbe-)Sprüche. Mir kommt es vor, als würden sich die Kirchen in den USA wie andere Dienstleistungsunternehmen auch präsentieren, z. B. werden die Gottesdienste als »sunday services« bezeichnet. Kleine Straßen haben hier den Nachteil, dass sie schlecht ausgeschildert sind (z. B wird nie der nächste Ort angegeben). Zudem muss man häufig auf andere Straßen wechseln. Die Einheimischen kennen sich oft auch nicht aus (kennen die Frankenthaler wenigstens Lambsheim?). So verfahre ich mich ein paar Mal. Aber das Wetter wird noch schön und zeitweise bin ich fast alleine auf der Straße. So lässt es sich klasse radeln. Wieder mal erreiche ich mit der Dämmerung mein Tagesziel, Oxford. Ins billigste Motel des Städtchens. Mal wieder ein bisschen schmuddelig. Was soll’s, es wird wohl meine letzte Nacht in einem Motel sein. Hoffentlich! Ich rufe den Pfälzer Landsmann Harald an, bei dem ich ab morgen werde wohnen dürfen. Wir vereinbaren einen Treffpunkt am Stadtrand, wo er mich mit seinem Auto abholen will. Auch in Oxford ist am Abend nicht viel los. Im Motel bekomme ich wenigstens einen Radiosender mit guter Musik rein. Na ja, sagen wir mit »relativ guter« Musik. Aber in elf Tagen kann ich ja sowieso nach 347 musikarmen Tagen ENDLICH wieder »meine« Musik hören.