21. Juli

überraschenderweise scheint es mir überhaupt keine Probleme zu machen auf immerhin 5090 m zu übernachten. Da regt es mich schon mehr auf, dass sich mitten in der Nacht zwei tibetische Hirtenhunde laut kläffend meinem Zelt nähern. Aber zum Glück schnuppern und bellen sie nur, bevor sie wieder verschwinden. Etwas später hält ein Truck auf meiner Höhe, seine Scheinwerfer leuchten genau auf mein Zelt. Aber Gott sei Dank scheint er nur was zureparieren. Am Morgen versuche ich zum ersten Mal selbst, den Katadyn-Filter zu benutzen. Aber irgend etwas klappt nicht. So verwende ich »Mikropur«, dass immerhin alle Bakterien abtötet. Es hat aber den Nachteil, dass es zwei Stunden Einwirkzeit benötigt, bevor ich es trinken kann. In der Zwischenzeit belagern mich die Kinder von den nur wenige hundert m entfernten Nomadenzelten. Sie sind aber etwas scheuer als die »normalen« vergleichbaren Altersgenossen. Dennoch beobachten sie mich genau. Es scheint nicht nur das Interesse am so fremden »weißen Mann«, sondern auch das Unverständnis, dass man alleine reisen kann, was für den »normalen« Asiaten, der es doch gewohnt ist, alles in Gruppen oder mit der Familie zu unternehmen, eine schreckliche Vorstellung zu sein scheint. An meinem Hinterrad entdecke ich zwei größere Einrisse am Laufrad. Ich erschrecke, aber bei diesen Straßen ist das eigentlich kein Wunder. Nur, WIE soll ich damit noch nach Kathmandu kommen? Dort habe ich noch das von meinem Vater mir zugeschickte »frische« Hinterrad. Aber die Straßen sind weiterhin schlecht. Ich schleiche nun noch langsamer. Da kommt mir von weitem ein Radler entgegen, der Fernando sehr ähnelt, und tatsächlich er ist es! Ich freue mich innerlich unwahrscheinlich und werde ihm das wohl nie vergessen, ich kann ihm das aber in diesem Moment nicht zeigen, zu viel habe ich mich gestern Abend über ihn geärgert. Er hat mit Martin 11 km weiter im nächsten Truck-«Hotel« übernachtet und am Vormittag alle Truckdriver gefragt, ob sie einen Radler gesehen hätten. Da sie alle verneinten, hatte er sich ernstlich Sorgen gemacht, was ihn dazu veranlasste, »zurück« Richtung meinem Zelt zu radeln. Nett von dir, Fernando! So fahren wir gemeinsam zu deren »Hotel«, wo es immerhin heißes Wasser gibt, was es uns ermöglicht wieder Instant-Nudeln zu essen. Es geht heute meist leicht bergab, dafür ist der Staub, der von jedem Truck aufgewirbelt wird, heute besonders stark. Bei Fernando bricht eine Speiche, was aber recht schnell behoben ist. Schon in den letzten Tagen hatten wir manchmal Problemen mit aggressiven Kindern, die, nachdem wir ihnen kein Geld gegeben haben, uns mit Steinen beworfen haben. Aber heute fahren sie noch ein ganz anderes Geschütz auf: Mit einer Art Steinschleuder – die eigentlich dazu verwendet wird, um »ungehorsames« Vieh zurecht zu weisen – zielen sie direkt auf uns. Manche Steine verfehlen nur knapp ihr Ziel. Die Kinder – und nicht die Hunde bzw. die Polizei – als das eigentliche Problem für den Tibettouristen? Als uns kurz später noch mal Kinder, diesmal wieder auf herkömmliche Weise, mit Steinen bewerfen, renne ich den drei Aggressivsten hinterher. Aber mein Durchfall stoppt mich. 7 km vor Shegar ist das letzte Hotel mit Dusche (von 20:00-22:30 warm) bis Kathmandu. Da wir bis dahin aber noch ca. zwei Wochen brauchen, beschließen wir, hier zu übernachten. Nach dem Abendessen mit Bier (hier hat eine Flasche 0,64l!) bin ich zu müde, um noch zu duschen. Ich krieche einfach verschwitzt und verstaubt ins Bett, so wie in den letzten Tagen ja auch.