26. April

Es regnet die ganze Nacht. Es regnet am Morgen. Es regnet am Mittag. Und keine Hoffnung auf Besserung. Aber auch im Zelt ist alles zumindest klamm, wenn nicht gar nass. Liegen kann ich auch nicht mehr, da tut mir nur das Kreuz weh. Da also das Dahinvegetieren im Zelt auch nichts bringt, beschließen wir, zusammen zu packen, auf die Zähne zu beißen und loszufahren. Eine Weltumradelung ist hat nicht immer ein Zuckerschlecken. Ich habe schwere Beine, als wäre ich gestern einen Marathon gelaufen. Ich weiß nicht, ob das vom gestrigen Raki oder ob dies noch die Nachwehen von der »Jagd« zum Postamt sind. Aber wie durch ein Wunder endet die »Sintflut« und die Straße trocknet sogar bald ab! Als wir dann bald noch in einem Café etwas Warmes gegessen haben, fühlen wir uns schon bald wie neugeboren. Sind es vielleicht auch diese Momente – aus einem Tief heraus wieder in ein ausgewachsenes Hoch zu gelangen – die mich zu dieser Tour veranlasst haben? Die Leute hier sind nicht mehr so zurückhaltend wie kurz nach der Grenze. Sie jubeln uns wieder zu. Nachdem ich erfahre, dass der FCK gewonnen hat, juble und singe ich für mehrer km. In dieser ausgelassenen Stimmung erreichen wir den Fährhafen Eceabat, von wo aus wir mit einer acht km langen Fährfahrt nach Asien gebracht werden! Zum ersten Mal in meinem Leben verlasse ich Europa, und das nun gleich für ca. zehn Monate. Innerlich verabschiede ich mich von dem Kontinent, der mich geprägt hat. Was werden die anderen Kontinente bringen? Zum Nachdenken bleibt nicht viel Zeit, denn wir müssen noch knapp 15 km an der Küste entlang fahren, bis wir auf einem Campingplatz unser Zelt aufbauen können. Für diese kurze Strecke benötigen wir eine Stunde, was wohl alles über die Qualität dieser Nebenstraße aussagt. Aber daran werde ich mich zunehmend gewöhnen müssen.