Meine letzte (kurze) Nacht im eigenen Bett ist vorbei. Der Wecker klingelt und erinnert mich daran, dass ich heute zu meiner Weltumradelung starten will. Seit Wochen habe ich nichts Anderes getan, als mich darauf vorzubereiten. Gegen fast alle Krankheiten wurde ich geimpft, ich habe in Bonn und Frankfurt Visa besorgt, habe mich über Literatur so weit als in der Kürze der Zeit noch möglich auf die mich erwartenden Kulturen und Gepflogenheiten der jeweiligen Länder eingelesen, habe Sponsoren gesucht und Interviews gegeben und nicht zuletzt von Bekannten und Freunden verabschiedet, was nicht immer leicht gefallen ist.
Gestern Abend erst habe ich mein neues (gesponsertes) Rad bekommen. Jetzt in der Früh mache ich mich endlich daran, es zu beladen. Ich bin noch nicht einmal fertig damit, da kommt schon der Fotograf von der »RHEINPFALZ« und will noch ein paar Abreisefotos von mir und meinem hoffentlich treuen Drahtesel machen.
Meine Eltern sind schon seit Tagen fertig, sie haben Angst um mich.
Ich breche auf, fahre mit dem Rad aus Frankenthal raus, verabschiede mich innerlich für knapp ein Jahr von hier und radle Mannheim entgegen. Dort habe ich meinen letzten festen Termin. Ich soll für meinen Hauptsponsor eine Art Autogrammstunde geben. Ein letztes Mal ist LäCHELN für die Presse angesagt. Eine knappe Stunde lang muss ich immer wieder dieselben Gesten ausführen, bis die Fotografen endlich zufrieden sind. Dann kommt der große Moment der Verabschiedung von den mir wichtigen Menschen, von meinen Eltern, meiner Schwester und von den treuen Freunden, die extra nach Mannheim gekommen sind.
Einen Moment später bin ich allein, starte unwiderruflich zu meiner Weltumradelung. Glücklicherweise begleitet mich noch eine Bekannte bis Heidelberg. Von dort an bin ich aber ganz ALLEIN – und das nach all der Hektik in der letzten Zeit…
So radle ich dahin, werde schon bald ein bisschen müde, so dass ich beschließe, bereits in Heilbronn in die Jugendherberge zu gehen. Schnell schlafe ich ein…