Liebe RadsportfreundInnen,
nachdem die Wetterprognosen stabil schon seit über einer Woche sehr positiv waren, entschied ich mich, ein letztes Mal beim Ötztal-Radmarathon zu starten. 1995 war ich aufgrund einer Wette schon einmal mit einem MTB dabei, 2014 dann zum ersten Mal mit Rennrad. Aufgrund mancher Fehler verfehlte ich mein damaliges Ziel von unter 7:30 h um 8 min. Diese Zeit wollte ich nun verbessern und unter 7:30 h bleiben und – bei idealem Rennen – auch unter 7:20 h.
Anreise mit Martin Waldenberger. Unterkunft in einer kleinen Pension am Ortsrand von Sölden: Zimmer hat etwa 5 qm², aber alles, was ich brauche (Bett, kleinen Tisch und Stuhl). Vermieter alt und sehr sympathisch, ein waschechter Tiroler. Abends noch eine kleine Runde mit dem Rad das Ötztal „hinaus“ (Richtung Ötz) auf extrem befahrerer Straße, mit Anstieg hinauf nach Köfels, wo ich schon öfters zu schönen Feiern war. Abends wunderbarer Blick auf die von der unter gehenden Sonne noch angeschienene Bergkette im Osten des Tals. Lese viel, genieße die Ruhe. Höre nur die laute Ache (Fluss), die auch die Motoren der Autos auf der nahen Straße übertönt.
Vorbereitung
Bin um 10 Uhr mit Robert Petzold (Höhenmeterweltrekordler) verabredet. Wir wollen zum Timmelsjoch. Bereits ein riesiger Menschauflauf an der Touristen-Information, an der auch das Zentrum des Ötztalers ist. Ich finde Robert nicht, begegne anderen Bekannten. Mir ist der Trubel aber zu viel. Bin froh, als ich endlich auf das Rad komme. Im Ort herrscht in diesen Tagen Ausnahmesituation, die RadfahrerInnen haben die Regie über das Dorf übernommen. Die Autos haben kaum eine Chance, die RadfahrerInnen zu überholen und fahren diesen daher meist hinterher. Die Straßen sind übervoll. Bald nach Sölden treffe ich Martin Waldenberger, der auch auf dem Weg zum Timmelsjoch ist: wir fahren zusammen. Es ist herrlich warm, selbst weit oben. Die hohen Berge begeistern mich wieder, über 2000m wirkt das auf mich wie eine geniale Mondlandschaft. Schlichtes Mittagessen, erster Mittagsschlaf seit langer Zeit, Treffen mit den anderen Mitgliedern vom Team Forchheim (für das ich morgen starten werde; an vier Verpflegungsstellen bekomme ich einen Beutel gereicht, in den ich jeweils etwas zu essen und trinken gegeben habe), Startnummern abholen, Tag gemütlich ausklingen lassen. Abends lese ich mir noch die Ausschreibung durch: entgegen sonstiger Gepflogenheiten wird beim Ötztaler das Wort „Doping“ nicht einmal erwähnt. Offenbar gibt es auch keinerlei Kontrollen. Das finde ich schade und v.a. angesichts des sehr hohen Umsatzes und Gewinns, den der Ötztaler (auch mit seinen sehr hohen Startgebühren) erreicht, nicht verantwortbar.
Rennen
3:45 Uhr erstes Frühstück in meinem Zimmer, 5 Uhr zweites (offizielles) Frühstück in meiner Pension. Ganz unterschiedliche Leute sitzen an meinem Tisch: ein Württemberger, der gerne viel von seinen 7 Ötztaler-Teilnahmen erzählt. Daneben ein junger Südtiroler (aus dem Vinschgau), der schon viel von mir und meiner Lebensphilosophie gelesen hat. So sind wir schon, ohne das ich heute etwas beigetragen hätte, bei Themen wie Konsum(kritik) und was wirklich wichtig im Leben ist. Gefällt mir.
Kurz vor 6 Uhr verlasse ich – bei gerade beginnender Dämmerung – die Pension, um 6:05 Uhr stehe ich im ersten Startblock. Aber auch um diese Zeit sind schon gut 100 RadfahrerInnen vor mir. Einige Minuten später kommt Stefan Kirchmayr, der sein Rad über alle hinweg weit nach vorne trägt. Manche sind offenbar gleicher als andere…
Vor mir steht Thomas Hoffmeister, ein Mannschaftskollege von Robert Petzold – der auch kurz danach dazu kommt. Sie haben gestern auch lange auf mich gewartet, wir haben uns räumlich offenbar sehr knapp verpasst. Wir plaudern viel miteinander und so vergeht die Zeit sehr schnell. 5 min. vor dem Start ziehe ich noch meine lange Hose und Jacke aus, deponiere sie in der Nähe und lasse noch einmal Wasser.
6:45 Uhr startet der Ötztaler 2016. 225km mit vier Alpenpässen und 5086 Hm stehen bevor. Zunächst geht es knapp 31 km von Sölden bis Ötz hinab, wobei wir rund 600 Hm verlieren. Für mich vermutlich der schwierigste Abschnitt des ganzen Rennens. 4500 hoch motivierte RadlerInnen wollen so schnell wie möglich auf einer normalen Talstraße hinunter sausen. Nicht alle beherrschen ihr Rad, nicht alle fahren rücksichtsvoll. Vor mir Jörg Ludewig (der ehemalige Profi, der mich vorhin auch noch herzlich begrüßt hat), mir kommt die Idee, dass ich versuchen könnte, an seinem Hinterrad zu bleiben. Noch in Sölden nach einer Rennminute der erste Sturz, nur wenige Meter vor uns. Jörg Ludewig, Robert Petzold und ich können abbremsen und noch außen vorbei fahren. Danach wird kurz ruhiger gefahren, dann sofort wieder das Tempo angezogen. Erste richtige Abfahrt, das zieht sich Feld etwas auseinander (angenehm!). Als es wieder flacher wird, schiebt sich das Feld wieder zusammen. Von hinten drängen Viele nach vorne. Kurz vor mir kommt jemand ins Straucheln, fährt auch einem Vordermann ins Rad, kommt zu Fall und liegt quer über die Straße liegt da – ich nur wenige Meter hintendran. Kann noch etwas abbremsen, habe aber keine Chance, ihm auszuweichen. Fahre über ihn drüber (ob ihm das weh tut?), stürze selbst. Massen rasen nun auf uns zu, auch diese können nicht alle abbremsen, einer fährt auch über mich (meine Wade) drüber. Ein anderer pflaumt mich an, dass ich ihm doch endlich aus dem Weg gehen soll… Ich stehe auf, sehe nur Hautabschürfungen am linken Ellenbogen und rund um das linke Knie. Ein wenig tut mir auch die rechte Wade weh. Das Rad scheint weitgehend in Ordnung, auf alle Fälle ist es fahrtauglich. Ich steige auf das Rad. Viele sind inzwischen an mir vorbei gezogen. Kurz überlege ich , ob ich aufhören soll. Entscheide mich aber, erst einmal weiter zu fahren. Meine Radflasche habe ich offenbar verloren (oder hatte ich sie im Zimmer vergessen?), die Bremsklötze am Vorderrad haben sich verschoben und schleifen am vorderen Laufrad. Ich versuche sie ein wenig zu verstellen. Mein erster Sturz während einem Rennen. Und das in meinem letzten Ötztaler. Aber offenbar ist es glimpflich abgegangen. Meine rechte Wade schmerzt aber, vermutlich eine Prellung? Wohl von dem Fahrer, der über mich drüber gefahren ist. Wie es dem geht, über den ich gefahren bin? Er machte einen ähnlichen Eindruck wie ich: nicht wirklich schlimm. Aber aufgrund des enormen (Menschen-)Drucks von hinten konnte oder wollte ich nicht noch länger stehen bleiben. Nun tut es mir leid, dass ich gar nicht weiß, wie es ihm geht…
Die Fahrt im Feld ist weiterhin nervös. Ich habe natürlich etliche (rund 500 oder 1000?) Plätze verloren. Immer wieder Stürze. Offenbar meist aber glimpflich, hoffentlich. Auch emotional spüre ich, dass ich so eine (chaotische, nervöse) Fahrt wie hier zwischen Sölden und Ötz, nie mehr in meinem Leben mitmachen möchte. Endlich komme ich nach Ötz, das Schwierigste ist wohl geschafft. Zu meiner Überraschung bin ich noch gut 1 min. schneller als 2014. Dennoch sind viele, viele vor mir. Die Straße ist eng, ich kann nur schwer überholen. Weiß aber, dass das Rennen noch sehr lange ist und versuche daher entspannt zu fahren. Überhole Viele, die ich kenne. Kurze, freundliche Wortwechsel. Bald habe ich mehr Platz, versuche meinen Rythmus zu finden, was gerade am Anstieg zum Kühtai nicht einfach ist: denn der 17,6km lange Anstieg mit über 1200 Hm hat von flachen bis sehr steilen Passagen im ständigen Wechsel alles zu bieten. Kurz hinter Ochsengarten ist mit 16 % die steilste Passage des ganzen Rennens. Ich sehe eine große Gruppe von geschätzt 30 Leuten. Auf meine Nachfrage, wie viele noch davor sind, bekomme ich von einem Zuschauer die Antwort: eine vierköpfige Spitzengruppe, dann eine kleine Verfolgergruppe. Die Sonne blitzt nun über die Berge hevor. Es ist sehr mild. Oben am Kühtai etliche Zuschauende. Finde meinen Verpflegunsstand sofort und bekomme meine Wasserflasche, eine Banane sowie einen Hafer-Schoko-Keks. Die Banane ist so durchgeweicht, dass ich sie schnell und einfach essen kann. Die 30köpfige Gruppe kann ich am Gipfel noch einholen. Ich bin diesen Anstieg nun knapp 2 min. langsamer als vor zwei Jahren gefahren und liege von daher nun knapp 1 min. über meiner Zwischenzeit von 2014.
Sausend nehme ich an Ende der Gruppe die Abfahrt auf. Schnell. Durch die blendende Sonne kann ich nicht alle Schlaglöcher und sonstige Unebenheiten erkennen. Galerien, hohes Tempo, Weideroste, schnelle Kurven, Kühe. Bis St. Sigmund komme ich sogar in der Gruppe mit, kurz danach lasse ich reißen. Eine Ölspur. danach das schellste Abfahrtsstück (geradeaus und 16% Gefälle), da erreichen die Meisten über 100km, mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu knapp 120km/h…
Zwei aus meiner Gruppe fahren noch lange in Sichtweite von mir. Ich bin nun ganz allein. Fahre flott, versuche aber mit so wenig als möglich Kraftaufwand voran zu kommen. Durch das enge Dorf Sellain, danach noch einige Galerien und Kurven. Niemand holt mich von hinten auf, was mich überrascht. Schon bin ich unten in Kematen. Wie gerufen kommt aber nur rund 2km später eine Gruppe von hinten. Mit der rolle ich nun mit. Sie rollt nicht sonderlich gut, aber ich bin froh, dass ich nicht allein bin. Kurz vor Innsbruck spreche ich mit einigen Fahrern unserer Gruppe, die sich zeitweise in die Führungsarbeit einbringen, aber ohne erkennbare Koordination. Der eine fährt mit riesigem Druck, so dass kaum jemand mitfahren kann. Der nächste übernimmt nur kurz die Führung und geht gleich wieder aus dem Wind. Zu meiner Überraschung scheint meine kurze Ansprache tatsächlich zu wirken. Ich lobe alle Mitarbeitenden. Von nun an wechseln sich – inklusive mir – ein halbes Dutzend in der Führungsarbeit ab – und die Gruppe läuft einigermaßen gut. In Innsbruck liege ich wieder rund 1 min. vor meiner Zwischenzeit von 2014. Der Anstieg zum Brenner (36,5km mit rund 700 Hm) läuft recht gut in unserer Gruppe, mehrere beteiligen sich an der Führungsarbeit, besonders der Niederländer Marcel Wouters. Ich führe nur vielleicht 20% des Anstiegs, deutlich weniger als 2014. Wir sind auch langsamer, holen auch keine Gruppe ein. Es ist warm. In den Ortschaften etliche Zuschauende.
Schon erreichen wir den Brenner. Vor zwei Jahren habe ich hier die Verpflegungsstelle verpasst. Diesmal klappt alles super, wieder eine Flasche Wasser (mit etwas Maltodextrin) und wieder einen Hafer-Schoko-Keks. Der fällt mir leider runter, als ich ihn in essen will. Stoppe sofort, ein Helfer eines anderen Teams hebt ihn mir auf und gibt ihn mir (danke!). Mit einem kleinen Zwischenspurt hole ich bis zum Pass meine Gruppe wieder ein. War heute den Brenner hinauf 2 1/2 min. langsamer als 2014 und liege nun auch wieder gut 1 min. hinter meiner damaligen Zwischenzeit. Meine aber auch, mich noch deutlich frischer als damals zu fühlen. Ob es stimmt?
Die Abfahrt ist einfach und läuft gut. Komme leicht in meiner gut 30köpfigen Gruppe mit. Meine Wade spüre ich v.a., wenn ich mal eine kurze Pause für die Beine hatte. In Gasteig liege ich genau in meinem Zeitplan. Ich habe keine Ahnung, auf Platz wie viel ich liege. Kurz nach dem Beginn des Anstiegs zum wunderbar gleichmäßig ansteigenden Jaufenpass (17km mit 1146 Hm), als unsere Gruppe in viele winzige Grüppchen zerfallen ist und nur zwei Radler unserer Gruppe vor mir sind, ruft mir jemand zu, dass ich „um Platz 70“ liegen würde. So weit hinten?
Es ist ganz schön warm, ja fast schon heiß. Bin froh, als wir in einen waldigen Abschnitt mit viel Schatten fahren. Meine, einen brauchbaren Rythmus zu fahren. Aber bei den Zwischenzeiten sehe ich auch, dass ich nicht schnell bin. Immerhin scheine ich diesmal keinen Einbruch am Jaufen (wie in 2014) zu erleiden. Recht weit oben am Pass hole ich erste Zurückgefallene aus den vorderen Gruppen ein. Bin etwas enttäuscht, dass ich den Jaufen nur eine gute halbe min. schneller als 2014 gefahren bin. Aber so richtig innerlich bewegen tut es mich heute nicht.
Gehe alleine auf die Abfahrt. Toll, dass die Strecke gesperrt ist. Fahre recht flott runter, habe aber immer ein gutes Gefühl dabei. In solchen Momenten macht mir das Abfahren sogar richtig Freude, gerade auch die vielen Kurven. Mich holt auch niemand von hinten ein, aber ich sehe auch niemanden vor mir. Nach unten hin wird es immer wärmer. In St. Leonhard holen mich dann doch noch zwei Fahrer ein, wir machen uns zu Dritt auf den gut 29km langen Weg zum Timmelsjoch, dass dann rund 1800 m über St. Leonhard liegt. Ich bin offenbar auch schneller abgefahren als 2014, liege nun gut 2 min. vor meiner damaligen Zeit. Immerhin.
Nun ist es wirklich warm, ich schwitze ordentlich. Trinke viel. Hatte am Jaufen eine Colaflasche (mein erstes Cola seit dem Ötztaler 2014) bekommen. Bappsüß. Dazu noch eine reife Banane und ein Keks. Meine mich nun spürbar besser als 2014 zu fühlen. Seit dem Jaufen ist mir klar, dass ich heute nicht unter 7:20 h fahren kann. Aber unter 7:30 h könnte noch realistisch sein. Damit wäre ich auch zufrieden. Bin überhaupt froh, dass ich nach dem Sturz weiter fahren konnte und kann. Überhole nun mehr Zurückfallende. Mehr und mehr schieben sich Wolken vor die Sonne. Durchaus angenehm. Irgendwann bekomme ich zugerufen, dass ich auf Platz 46 liegen würde. Nicht toll, aber was soll es!?
Im letzten langen Flachstück hole ich eine Gruppe ein, die sich dann an mich dran hängt. Letzte Verpflegung. Eigentlich bräuchte ich die gar nicht mehr. Nehme mir aber noch den letzten Keks und das letzte Wasser. Finaler Anstieg. Kann meinen Rythmus beibehalten. Die große Power fehlt mir, aber es geht noch recht ordentlich. Noch etliche Kehren. Erreiche die beiden letzten Tunnel. Bin oben auf 2474m. Auch hier warm. Immerhin bin ich das Timmelsjoch fast 5 min schneller gefahren als 2014 und liege damit fast 7 min. vor meiner damaligen Zwischenzeit. Wenn ich nun flott abfahre, kann ich unter 7:30 h bleiben. Auf der Abfahrt werde ich von den Beiden überholt, die mich schon am Jaufen ganz am Ende eingeholt haben. Mir kommt plötzlich der Gedanke in den Kopf geschossen, dass dies die letzte Abfahrt meines Lebens auf Zeit sein wird. Ein wunderbarer Gedanke. Zum letzten mal an Kühen vorbei geschossen, zum letzten mal über einen Weiderost gescheppert. Kleiner Gegenanstieg. Überhole die beiden vor mir noch einmal. Dieses Jojospiel wiederholt sich kurz darauf noch einmal in ungekehrter Richtung, als es wieder bergab geht. Nach Obergurgl wird es recht flach, ich kämpfe allein gegen den Wind. Sehe, dass mir die Zeit weg rennt. Versuche Gas zu geben. Noch knapp 3 min. verbleiben, als ich das Ortsschild von Sölden erreiche. Sause durch den Ort. Noch 1 km und noch gut eineinhalb min. Zeit, um unter 7:30 h zu bleiben. Noch 500m, noch 200. Letzte Rechtskurve, nochmal antreten. Endlich über der Matte, die meine Zeit nimmt. Hat wohl nicht gereicht. Nein, um gut 9 sec. die kleine Schallmauer verpasst. Aber was soll es? Heute Morgen bin ich nach 11 Rennminuten auf den Asphalt geknallt, hatte immer wieder spürbare Schmerzen in der rechten Wade. Bin nun aber (fast) heil im Ziel, habe meinen Frieden mit dem Ötztaler im speziellen und den Bergramarathons im allgemeinen geschlossen und bin froh, dass ich den Rest der Veranstaltung als eine Art Betrachter von außen genießen kann. Im Ziel wird Bernd Hornetz gerade interviewt. Es dauert einen kleinen Moment, bis ich realisiere, dass er heute gewonnen hat. Und wie! In der Rekordzeit von 6:57 h! Und das als 48-Jähriger! Das ist eigentlich kaum zu glauben , eine unfassbare Leistung. Nach und nach schildern auch alle aus der Spitzengruppe, wie leichtfüßig Bernd von Beginn an gefahren sei. Viele freuen sich mit ihm, dass er es in seinem Alter doch noch geschafft hat, den Ötztaler zu gewinnen. Leider ist Bernd aber heute nicht für Team Forchheim gefahren, ansonsten hätten wir sogar die Teamwertung gewonnen. So werden wir „nur“ 6. (von 84 Mannschaften). Im Ziel genieße ich die Atmosphäre, unterhalte mich zwei Stunden lang mit ganz vielen Radfahrern: mit Robert Petzold, der starker Vierter geworden ist, mit einigen Teamkollegen von Forchheimer und manch Anderen. Ich bin ganz gelöst, ganz im Reinen mit mir. Nur gehen kann ich wegen meiner Wade nur mit Schmerzen. Das stört mich heute aber nicht. Genieße auch die Pasta-Party, die für mich aber auch gut schmeckende Bratkartoffeln bereit hält. Draußen beginnt es zu schütten. Die noch ins Ziel Kommenden tun uns leid. Nun bei Starkregen, Blitz und Donner sowie sehr früh sehr stark einsetzender Dunkelheit noch über das Timmelsjoch fahren zu müssen – zumal nun auch wieder Gegenverkehr herrscht – ist nach über 12 Rennstunden schon eine große Herausforderung. Immer wieder hören wir auch die Sirnen von Krankenwagen. Ich bin froh, dass ich das nicht mehr oft erleben werde.
Als Martin und ich endlich (mit dem Auto Richtung Heimat) loskommen, ist es schon stockdunkel. Nach rund 10km ist die Straße von Wasser unterspült und kurz darauf bleibt unser Vordermann im Schlamm stecken – auf der Bundestraße. Nichts geht mir, der Fahrer muss aus dem Auto springen. Bald darauf wird die Straße beidseitig gesperrt. Wir sind im Ötztal – wegen einer Schlammlawine – „gefangen“. Fahren retour nach Sölden. Der Freund von Martin hat diese Nacht noch ein Hotelzimmer für sich gebucht. Martins Bett ist noch frei. Und ich darf noch als „blinder Passagier“ auf einer Liege (ohne Decke – kalt!) schlafen.
Will in diesem Jahr noch einmal an den Start gehen, am 18.9. beim Bergzeitfahren Tesero – Passo Pampeago/Reiterjoch über 10,5km mit 1019 Hm. Von dort reise ich dann weiter nach Bosnien-Herzegowina, wo ich eine Delegation des Bistums Speyer treffe und anschließend über Montenegro, Kosovo und Albanien retour nach Kroatien (mit dem Rad) fahre (von dort dann mit dem Zug heim).
Mehr Infos zum Ötztaler hier: www.oetztaler-radmarathon.com
Herzliche Grüße,
Christoph