Schauinslandkönig 2014

Liebe RadsportkollegInnen,

vorgestern stand das größte Bergzeitfahren Deutschlands auf dem Programm: dabei geht es auf 11,5 km 770 Höhenmeter zum Schauinsland (bei Freiburg/Breisgau) bergauf. Alle 15 sec. geht ein(e) Teilnehmer(in) an den Start, diesmal starten wieder fast 800.

Ich war schon 2009 und 2012 am Start, war jeweils auch zufrieden (31:14 und 30:41 min.). Weil es gerade gepasst hatte, wollte ich nun doch noch einmal dort starten und vielleicht das Rennen dort auch mal gewinnen.

3.8.

Anreise mit dem Mainzer Cosmas Lang, den ich bei der Berg-DM vor zwei Wochen in Berchtesgaden kennen gelernt hatte – Tobias Wiesemann musste wegen einem Infekt kurzfristig leider absagen. Da wir nicht sicher waren, ob wir in allen Zügen das Rad mitnehmen dürfen, fahren wir früh. Da alles reibungsfrei klappt, sind wir so früh in Freiburg, dass wir in der Innenstadt noch einen Kaffee trinken. Dann begeben wir uns ins ca. 7km entferente Startgelände. Das Wetter scheint zu halten: es ist halbwegs mild (im Tal um die 20 Grad) und maximal leichter Nieselregen. Der (schwache) Wind scheint entgegen der Prognose nicht von vorne, sondern sogar eher von hinten-rechts zu kommen.

Treffe viele Bekannte. Versuche mich dann aber doch noch auf das Rennen zu konzentrieren, fahre mich mit Cosmas ein wenig warm. Dabei fühle ich mich gut. Höre immer wieder, dass mein guter Radsportbekannte Johannes (Höfler) in einer „niedrigen 32-er Zeit“ führt. Aber es wird angekündigt, dass Sebastian Kienle – als amtierender Triathlon-Europameister (vor 4 Wochen Sieg in Frankfurt in 7:55 h) gerade gestartet und der heutige Topfavorit (zumindest des Moderators) sei.
Etliche min. später starte ich. Einigen habe ich den Tipp gegeben, die ersten 600 m als einziges steiles Stück sehr zurückhaltend zu fahren. Da will ich mich nun selbst dran halten. Tue ich auch. Fahre locker in 34-23, erst am Ende der Steigung schalte ich auf 34-21 und gehe aus dem Sattel. Finde dann schnell meinen Rythmus. Die kommenden 7km sind in etwa so steil wie die Kalmit (immer +- 7%). Ich überhole viel. Bei der ersten Zwischenzeit bin ich langsamer als anvisiert. Liegt es nur daran, dass die Strecke vor zwei Jahren erst 200 m später gestartet wurde (und damit ein gewichtiger Teil des Steilstücks weg fiel), was ungefähr 45 sec. ausgemacht haben könnte? Aber auch die zweite und dritte Zwischenzeit sind schwächer, sogar ziemlich deutlich. Oder habe ich meine Notizen für die Zwischenzeitnahme („Schild“) falsch interpretiert (und diesmal andere Schilder als Messpunkt genommen als vor zwei Jahren)? Denn eigentlich fühle ich mich nach wie vor gut. Nähere mich dann auch langsam der Abzweigung zur Stohrenstraße. Und siehe da: hier liege ich fast exakt im Zeitplan. Schalte auf 34-17 hoch, noch immer läuft es sehr rund. Bald wird mir klar, dass ich im Bereich meiner persönlichen Bestzeit von vor zwei Jahren liege (wobei ich schätze, dass die leicht abgeänderte Strecke damals ca. 25 sec. schneller war). Bin also super drauf. Mir fällt Johannes ein, der dann auch in diesem Jahr sein Heimrennen nicht gewinnen wird, was mir für ihn leid tut. Ich ziehe zügig durch und komme tatsächlich mit sehr guten 30:35 min. 6 sec. (umgerechnet rund 30 sec.) schneller als 2012 ins Ziel. Wobei ich damals schon zufrieden war. Der Moderator überschlägt sich fast und gibt sofort die neue Tagesbestzeit durch. Fahre mit dem Südpfälzer Markus Ring, der mit Familie gerade am Bodensee im Urlaub ist, aus. Als wir zurück kommen, kommt gerade auch Cosmas in Ziel, mit einer 31:24 min. als souveräner Zweiter. Viele nette Gespräche, u.a. auch mit Sebastian Kienle, der mir bescheiden und sympathisch erscheint. Er will sogar ein Foto mit mir machen. Als ich ihn daraufhin frage, ob das nun nicht ein Rollentausch ist (er als einer der besten Triathleten auf der Erde), wiegelt er nur ab und meint, dass ich bei sehr vielen Triathleten bekannt sei und bei ihnen im Vereinsheim sogar ein Foto von Vereinskameraden mit mir bei der Transalp 2010 hängt… Heute wurde er in 32:08 min. Vierter.

Die Siegerehrung ist früher. Ich bekomme u.a. hochwertige Laufräder, die mir mein Vereinkollege Daniel Roth, der als 32. in 36:05 min. auch ein gutes Rennen gefahren ist, mit nimmt.

Cosmas und ich fahren mit dem Rad via Todnau und Feldbergpass nach Neustadt (Schwarzwald). Ich bin dabei in Gedanken. Bin hoch zufrieden, dass ich so gut drauf bin. Und das mit 43 Jahren! Fühlte mich ja schon im Frühjahr sehr gut, was ich bei den ersten beiden Rennen wegen kalt-nasser Bedingungen nicht bestätigen konnte. Dass es aber so gut läuft wie in den letzten Wochen hätte ich auch nicht gedacht. Und das nun sogar als Veganer! Oder sogar gerade deshalb? Auf alle Fälle habe ich noch nie so viel gutes Pfälzer Gemüse und Obst gegessen wie in diesem Frühjahr/Sommer.
Schade, dass die großen Bergrennen (Mt. Ventoux, LÀlpe d`Huez, Bondone, Stelvio, Giro Dolomiti und Großglockner) alle schon vorbei sind. In meiner aktuellen Form könnte ich da überall vorne mitfahren.

Bei all diesen Gedanken stört mich auch der leichte Regen und die z.T. sehr nasse Straße sowie auch der starke Verkehr über den Feldberg kaum. Als wir im Zug sind, beginnt es stark zu regnen. Früher als gedacht (wegen der vorgezogenen Siegerehrung) erreichen wir schon um 21 Uhr Lindau, finden auch schnell unsere Jugendherberge.

4.8.

Nach einem reichhaltigen Frühstück starten wir um 8:26 Uhr via Bregenz nach Dornbirn. Von hier fahren wir die 184km-Runde, die kommenden Sonntag beim Highländer-Radmarathon mit 4.219 Höhenmetern über Bödele, Hochtannberg-, und Flexenpass sowie Faschina- und Furkajoch führt. Dafür sind wir 6:56 h brutto (inkl. Pausen) unterwegs, rund 1 1/4 h würde ich kommenden Sonntag gerne noch schneller fahren. Am späten Nachmittag fahren wir von Lindau wieder heim.

Mehr Infos zum Rennen unter www.schauinslandkoenig.com.
Am Sonntag starte ich bei www.highlander-radmarathon.at dem einzigen Vorbereitungsrennen auf den Ötztaler drei Wochen danach.

Herzliche Grüße,
Christoph