Stöcklerennen Sonthofen

Liebe RadsportkollegInnen,

nach einer langen Wintersaison mit vielen Kalmitauffahrten (376 x seit 1.1.) und einem Kalmit-Test (16:24 min.) stand gestern mein erstes Bergrennen 2014 auf dem Programm: das Stöcklerennen in Sonthofen mit ca 6,3 km und 598 Höhenmeter.

Nach einer vollen Woche sitze ich bereits um 6:41 Uhr im Zug. Als ich um 11 Uhr Sonthofen erreiche, ist es immer noch kühl. Ich treffe Gregor Loges, ein Mitstreiter in unserem Radteam „Gutes Leben. Für alle!“. Gregor lebt hier im Allgäu. Wir melden uns an, essen gemütlich und suchen etwas lange den Startort. Als wir ihn endlich gefunden haben, ist die Zeit ein bisschen knapp geworden, ich kann nur noch rund drei Viertel der Rennstrecke abfahren. Dabei wird mir schon deutlich, dass einige steile Rampen mit deutlich flacheren Passagen abwechseln.

Als Letzter komme ich zum Start. Inzwischen sind es immerhin 18 Grad, Sonne und Wolken wechseln sich ab. Der Start erfolgt, allerdings wird der erste km neutralisiert gefahren. Am Beginn der (gleich richtig steilen) Steigung wird das Rennen frei gegeben. Von den 65 gestarteten RadfahrerInnen sind schnell mehr als ein Drittel vor mir. Nach gut zwei Minuten Renndauer bin ich bereits 25 sec. hinter der Spitze zurück, inzwischen vielleicht auf Platz 20. Nun wird es flach, kurz darauf geht es sogar bergab – für knapp einen km. Immerhin kann ich meinen Platz halten, aber der Abstand nach vorne ist sicher noch weiter angewachsen. Es geht durch einen kleinen Weiler, mal recht flach, mal knackig ansteigend. Ab und an ein paar Zuschauende. Anschließend über einen sich durch die Almwiesen hinaufschlängelnden gut asphaltierten Almweg hinauf, in unterschiedlicher Prozentzahl. Nun überhole ich einen nach dem anderen. Alle, die ich überhole, schnaufen deutlich mehr als ich. Keiner kann sich dauerhaft an meinem Hinterrad halten. Plötzlich – ca. in der Mitte des Rennens – scheinen nur noch drei Fahrer vor mir zu sein, denn ich erkenne bereits das Führungsauto – und sehe nur noch drei Fahrer vor mir. Ein Fahrer ist recht weit vorne, den beiden Anderen nähere ich mich relativ flott und kann sie bald auch überholen. Eine Kehre weiter lassen die Beiden auch mein Hinterrad reißen. Der Führende liegt nach geschätzten zwei Dritteln des Rennens noch 20 sec. vor mir, diesen Zeitabstand kann er auch auf dem folgenden km halten. Dann komme ich ihm näher. Nun wird es sehr steil, bald darauf wird der letzte km eingeläutet. Ich komme mit meiner Übersetzung (34-25) nicht mehr richtig rund rum, bräuchte nun eine kleinere Übersetzung. Fahre daher im Stehen. Es wird nicht flacher. Das ist hart! Ich komme dem Führenden dennoch immer näher. Er merkt es offenbar, gibt noch einmal Gas, fährt mir ein Stückchen weg. Kurz darauf komme ich wieder näher. Endlich wird es flacher. Ich hole den Führenden 100 m vor dem Ziel ein, wir beide holen nun alles raus. Bis 50 m vor dem Ziel sind wir gleichauf. Dann kann mein Kontrahent noch einmal zulegen, ich nicht. Schade, das war es. Der Kollege schnauft maximal, fällt im Ziel vom Rad. Sogar die Sanitäter kümmern sich um ihn. Ihm gegenüber bin ich richtig frisch. Aber er war schneller – und hat so auch verdient gewonnen. Mit meiner hohen 22er-Zeit weiß ich nicht so recht, ob ich zufrieden sein soll oder nicht. Ich gehe Gregor entgegen, er kommt mit einer hohen 27er-Zeit zufrieden ins Ziel.

Nun plaudere ich noch ein wenig mit den Ersten: Sieger ist Alain Hinzen aus der Region, der aber eine ganze Weile in Zweibrücken gelebt hat und von daher die Kalmit und andere Radfahrberge bei uns kennt. Er verausgabt sich gerne voll. Das ist ihm heute perfekt geglückt.

Gregor und ich fahren noch den Riedbergpass, kommen dann genau zur Siegerehrung zurück. Der Moderator spricht davon, dass ich heute gezeigt hätte, dass man/frau keine besondere Ausrüstung brauche, um schnell den Berg hinauf zu fahren. Kurz darauf nehme ich meinen Zug retour. In Mannheim treffe ich dann meinen (beruflichen) Gast, Prof. Nilton Deza. Er wird die kommenden Tage bei uns im Bistum von den verheerenden Auswirkungen auf Natur und Menschen durch den Goldbergabbau in Peru berichten.

Mehr Infos zum gestrigen Rennen unter www.rsv-sonthofen.de.

Kommenden Sonntag steht schon eines der Saisonhighlights an: das Rennen auf der Straße Richtung Großglockner mit 1.671 Hm: www.glocknerkoenig.com

Herzliche Grüße,

Christoph