Liebe RadsportkollegInnen,
bin heute zum ersten Mal in Deutschland ein Lizenzrennen gefahren, die südwestdeutsche Bergmeisterschaft von Homburg/Saar nach Käshofen: 5,48km lang mit 189 Höhenmeter bergauf und 55 Höhenmeter bergab.
Das Profil: rund 1,4km durchschnittlich 5% bergauf, etwa ebenso lang bergab, bevor es zum Finale gut zweieinhalb km mit durchschnittlich noch einmal knapp 5% bergauf geht.
Hatte mir die Strecke im Vorfeld angeschaut und war bei meiner schnellsten Fahrt 10:05 min. gefahren. Will daher unter 10 min. bleiben. Bin sehr gespannt, wie groß dann mein Abstand zu den Zeitfahrspezialisten sein wird. Der Kurs ist für mich zu kurz und zu flach.
Komme mit der S-Bahn kurz nach 11 Uhr in Homburg an, die Straßen sind noch nass, aber der Regen hat aufgehört. Melde mich an. Schaue mich ein bisschen um. Eine ganz unbekannte Welt für mich: u.a. fahren viele Leute auf einer Rolle warm. Warum fahren die nicht einfach auf dem Rad? Ich sehe die U 17-Fahrer. Mich schockt ein wenig, wie schnell die jungen Leute anfahren: sind die wirklich so stark? Fahre mich warm. Kurz vor meinem Start kommt die Sonne zum ersten Mal raus.
Um 12:33 Uhr erfolgt dann mein Start. Fahre flott, zunächst 34-15. Ist hart. Bin ich zu schnell? Den ersten Hügel habe ich nach 2:32 min. erklommen (8 sec. schneller als bei meiner „Bestzeit“ hier), schalte hoch (50-12). Fahre dennoch recht locker bergab, nach 4:17 min. (13 sec. schneller als bisher) gehe ich in den zweiten Hügel. Schalte runter auf 50-21, bleibe nun aber den kompletten Anstieg auf dem „großen Blatt“ – vielleicht eine zu harte Übersetzung? Versuche meinen Rythmus bei zu behalten und fahre mit 9:45 min. zufrieden ins Ziel am Ortseingang Käshofen. Erfahre recht schnell, dass ich bei den Senioren damit die mit Abstand schnellste Zeit gefahren bin. Fahre über Bechofen gemütlich zurück. Habe nun über eineinhalb Stunden Pause. Esse (Wallnussbrot von der „Brotmanufaktur“) und trinke ein wenig. Komme mit etlichen Leuten ins Erzählen. Entweder kannten sie mich noch nicht und wollen wissen, wie ich mit Sandalen und ohne irgend welche Radrennen in der Region zu fahren, so schnell den Berg erklimmen kann. Oder sie kennen mich gut von diversen Berichten und Artikeln. Manche möchten Fotos von mir machen und fragen, ob sie diese auf ihre Webseite stellen dürfen. Am meisten freue ich mich über ein Gespräch mit einem der besten Rennfahrer bei uns in der Region, Simon Nuber, dem ich vor ein paar Wochen beim Kaltenbronn-Rennen begegnet war. Er und seine Möbel-Ehrmann-Kollegen wollen vielleicht bald mal die Kalmit auf Zeit fahren bzw. würden mich auch gerne bei einem nächsten Weltrekordversuch von mir einige Stunden begleiten. Umgekhert würde ich Simon zutrauen, dass er eines Tages meinen Weltrekord verbessert.
Im Übrigen ist Simon mit 9:30 min. die schnellste Zeit aller Teilnehmenden gefahren, gefolgt von Jonas Brödel (9:33) und einem Juniorenfahrer (9:43). Ich war dann der Viertschnellste insgesamt, was auf diesem Kurs für mich aller Ehren wert ist.
Vor lauter unterhalten merke ich erst gut eine Viertelstunde vor dem Start zum entscheidenden Jagrennen, dass es nun höchste Zeit zum warm fahren wird. Schon geht das Rennen los. Ich starte als Erster, Frank Erk folgt mit 31 sec. Rückstand, 34 sec. zurück Stefan Steiner, der schon viele Zeitfahren gewonnen hat. Danach Peter Schwöbel mit 35 sec. und mein Vereinskamerad Christian Heinemann mit 45 sec. sowie sieben weitere für das Jagdrennen qualifizierte Radler.
Ich weiß, dass ich meinen Vorsprung eigentlich kaum noch verlieren kann, selbst wenn die Drei hinter mir sich in der Führungsarbeit abwechseln sollten. Starte flott, fahre eine etwas leichtere Übersetzung als beim ersten Mal, bin dennoch am ersten Hügel 1-2 sec. schneller als vorher. Merke aber, dass ich vor knapp zwei Stunden schon ein Rennen gefahren bin, die Beine sind doch ein bisschen schwer. Nach dem leicht zu fahrenden Bergabstück bin ich zeitgleich mit meinem ersten Rennen. Fahre das lange Schlussstück nun komplett mit dem kleinen Blatt (34-16). Drehe mich an den beiden langen Geraden je einmal um, kann keine Verfolger sehen und nehme dann etwas Tempo raus. Fahre nach 9:56 min. ins Ziel und bin Südwestdeutscher Bergmeister bei den „Senioren 2“. Eine min. nach mir kommen die Verfolger ins Ziel: Stefan Steiner gewinnt offenbar mit Reifenstärke den Sprint vor Frank Erk. Danach Peter Schwöbel, kurz vor Christian Heinemann, der sich bravurös an die Drei vor ihm ran gekämpft hatte.
Nach der Siegerehrung bedanke ich mich noch bei den Veranstaltern, die das Rennen mit viel Aufwand sehr nett organisiert haben.
Mehr Infos zur Veranstaltung: www.rf-homburg.de
Herzlich,
Christoph