Morgens ist mir nicht mehr übel. Aber schlapp bin ich nach wie vor. Die 80km nach Sofia fallen mir schwer. Obwohl die Landschaft so toll ist und kaum Autos hier fahren. In Sofia dauert es lange, bis ich ein Radgeschäft finde. Das Radgeschäft öffnet erst um 11 Uhr! Da es nur noch 20min. dauert, gehe ich ins gegenüber liegende Cafe. Trinke einen top Latte Macciato. Um 11 Uhr bin ich im Radgeschäft. Leider ist der Mechaniker gerade in Urlaub. Werde zu einem anderen Radgeschäft geschickt. Der dortige Besitzer ist aber auf MTB`s spezialisiert, traut sich die Aufgabe daher nicht richtig zu. Empfiehlt mir aber zwei weitere Radgeschäfte, allerdings in einem anderen Bezirk. Das dritte Geschäft macht einen sehr guten Eindruck, aber heute sei der erste Tag in diesem Jahr, an dem kein Radmechaniker hier sei. Eine ähnliche Auskunft erhalte ich im nächsten Geschäft. Werde wieder weiter geschickt. Im Geschäft Nr. 5 ist die Stimmung ziemlich unterkühlt, aber es gibt einen Radmechaniker. Einer, dem ich nachts nicht unbedingt allein auf der Straße begegnen wollte. Aber er kann zentrieren. Will mich zwar nicht dabei haben, zeigt mir aber nur rund 15 min. später sein Ergebnis: das Hinterrad eiert immer noch, aber deutlich weniger als zuvor. Vermutlich ist es wirklich nicht mehr besser hin zu bekommen. Das Vorderrad rollt wieder fast wie vor den Steinewürfen. Bin dem Mechaniker sehr dankbar. Will zurück zu meinem Cafe. Habe mir leider nicht die Adresse gemerkt. Finde es nicht mehr direkt, fahre ein Stück im Kreis. Dort aber doch angekommen, brauche ich noch eine Essenspause. Dann will ich mein Navigationsgerät wieder auf meine vorher geplante Route einstellen, denn ab Sofia bin ich nun wieder auf meiner Route. Das Gerät will mich zum Ausgangspunkt navigieren. Ich folge brav. Irgendwann habe ich immer mehr den Eindruck, dass ich genau in die falsche Richtung geschickt werde, erst in den Osten – und dann sogar in den Norden. Da dämmert mir, dass mit Ausgangspunkt die Transfagarsan-Straße in Rumänien gemeint sein wird. Muss also genau umdrehen. Wieder über 20km extra. Wieder in die Großstadt Sofia hinein – und hindurch. Am liebsten würde ich für heute Schluss machen. Aber es ist noch stundenlang hell. Also fahre ich lustlos weiter. Bald zieht ein Gewitter auf, ich bin froh darum. Gehe bei den ersten Regentropfen in eine Tankstelle. Weil ich Furcht vor der (laut Yavor) schlechten Nebenstraße im Osten Mazedoniens, von Blagoewgrad nach Strumica, habe, biege ich schon deutlich früher nach Westen. Für mich überraschend geht es in die Berge, ich tue mir sehr schwer, hinauf zu kommen. Dann eine lange Abfahrt – und bald darauf bin ich in Kjustendil, ganz im Westen Bulgariens. Es dämmert bereits, ich suche eine Herberge. Die erste ist wieder voll, aber nebenan gibt es noch eine. Der Besitzer ist ein extrem stämmiger Typ, kann kein Englisch. Aber er scheint gutmütig, lacht viel – und ich bekomme noch ein (preiswertes) Zimmer. Schlafe bald – und tief. Trotz Hitze.