Tief am Fernpass – in Tirol Abbruch wegen Gewitter

Gegen 4 Uhr aufwachen, frühstücken (hatten gestern Abend vom Hotelier noch Müsli und Milch sowie Obst bekommen) – und noch kurz vor Sonnenaufgang starten. Marius, der gut 40km entfernt von hier wohnt, ist nun auch schon da. Ist schon vor knapp zwei Stunden zuhause los geradelt. Will mich heute mindestens einen halben Tag begleiten. Noch rund 50km bis zum ersten Kontrollpunkt. Von hinten kommt plötzlich ein anderer TCR-Fahrer. Sehr flott, ja schnell. Er ist super drauf, wirkt euphorisch. Sönke ist sein Name. Erzählt, dass er in beiden Nächten jeweils ein bis zwei Stunden geschlafen hat, einmal sogar in einer Bankfiliale. Seine Idee ist, dass er eine Nacht in einer Unterkunft „richtig“ schläft und dann wieder eine Nacht so schlicht und kurz wie zuletzt. Schon ist er uns wieder entfleucht. Es wird richtig hell. Und bald sind wir auch schon am ersten Kontrollpunkt im Ort Lichtenstein. Gedämpfte Stimmung: ein Starter des TCR wurde bereits in der ersten Nacht noch in Belgien von einem Auto an- (oder über-?)fahren und ist gestorben! Der Autofahrer beging zudem offenbar Fahrerflucht. Ich bin als 14. hier an Kontrollpunkt 1 angekommen. Manche kamen gestern Abend noch an und haben hier übernachtet. Zwei, drei Fahrer sind von dem Todesfall so schockiert, dass sie ernsthaft überlegen, ob sie nun selbst weiter fahren sollen. Aber sie entscheiden sich, weiter zu radeln. Wir frühstücken erst einmal ausgiebig, unter anderem wieder mit Sönke und Rory.

Dann weiter, Anstieg zum Schloss Lichtenstein. Geht leicht und gut. Abfahrt. Verabschiedung von Christian. Weiter mit Marius. Rory überholt uns. Sehr flott. Durch Schwaben. Viele kleine Straßen: recht, links, hoch, runter. Ob das der beste und kürzeste Weg ist? Häufiger von der Navigation überrascht. Immer wieder falsch interpretiert und falsch abgebogen. Immerhin nun immer schnell gemerkt und immer wieder schnell umgedreht. Fühle mich gut. Kuchenpause in Kempten. Marius dreht um und fährt heim. Nun allein. Bin inzwischen wieder in den Top 10, Platz 5 in Reichweite. Im Allgäu. Am Fernpass plötzlich ganz müde Beine. Dieser eigentlich lächerliche Anstieg fällt mir sehr schwer. Bin übersäuert. Zu viel Kuchen? Oder bereits grundsätzlich platt? Extrem viel Verkehr. Bin trotz meiner Schwäche im Anstieg fast noch schneller als die Leute mit ihren Autos. Nach dem Fernpass am Holzleitnersattel läuft es wieder besser. Ein Gewitter zieht auf. Habe im Inntal einen extrem starken Rückenwind. Sause, obwohl ich mich kaum anstrenge. Regen beginnt. Sofort stark. Komme gerade an einer Pension vorbei. Obwohl noch eineinahlb Stunden bis zum Sonneneingang, checke ich hier direkt ein. Draußen schüttet es. Esse in Ruhe zu Abend. Muss Linse, der mich ein paar km weiter treffen und ein Stück begleiten wollte, absagen. Nicht leicht, weil Wifi kaum funktioniert. Habe leider keine ständige Internetverbindung, falschen Vertrag im Vorfeld abgeschlossen.

Regen hat doch schneller wieder aufgehört als zunächst gedacht. Versuche zu schlafen. Wache schnell wieder auf. Schnaken summen und stechen zu. Juckt. Bin gequält. Kann nicht mehr einschlafen. Dann aber doch noch.