Wieder tief geschlafen. Die Beine fühlen sich langsam müde an. Halb sieben wieder auf der Strasse. Auf einem Radweg. Viele Marillenbäume – genau, was ich suche. Habe die letzten Tage viel zu wenig Obst und Gemüse gegessen. Ist auch nicht so leicht, wenn es unterwegs immer schnell gehen soll. Aber der Bauer ist auch schon da. So traue ich mich nur, ein paar wenige der schon auf dem Boden liegenden Marillen mit zu nehmen. Kurz darauf der Grenzübergang in die Slowakei: ganz unspektakulär, niemand da. Endlich in Osteuropa. Trete beim TCR ja auch fuer ein stärkeres Bewusstsein für unser eines Europa an, in dem Süd und Nord wie auch West und Ost gleichberechtigt sind. Osteuropa könnte noch mehr in den Fokus rücken, daher starte ich auch für www.renovabis.de, der Organisation der Kath. Kirche in D für und mit Osteuropa. Habe extra Trikots und Radhosen anfertigen lassen und diese nun auch zum ersten Mal an. Passen richtig gut und sind sehr angenehm zu tragen.
Schwierigkeiten mit der Navigation. Diese moechte mich auf jeden Radweg schicken, auch wenn der noch so kurz und schlecht ist. Bald aber komme ich auf eine grosse Ausfallstrasse und komme gut aus Bratislava heraus. Von der Stadt gefällt mir ihre Lage an der Donau, dass sie sich den Huegel hinauf sieht. Ich sehe aber auch noch etliche Plattenbausiedlungen. Das Verkehrsaufkommen ist hoch, die Strassen meist gut, öfters mit Seitenstreifen. Der Wind kommt heute von vorne links.
In Tranava sehe ich ein Hotel. Ich frage, ob ich hier fruehstücken kann. Nach kurzem Ueberlegen darf ich. Kein normaler Hotelgast ist mehr zu sehen. Ich esse mich satt. Wunderbar.
Der Umgang mit Müll ist hier offenbar noch ein anderer als bei uns. Sehe einen Mann, der eine Flasche leer trinkt und sie danach direkt in den Strassengreben wirft und das anscheinend auch fuer völlig normal hält. Oft sehe ich grosse, voll gefüllte, Muellsaecke, die einfach neben die Strassen geworfen wurden.
Weite Ebenen. Viele Getreidefelder. Erntezeit. Grosse Erntemaschinen.
Ploetzlich wieder einige Huegel. Das freut mich immer. Rythmuswechsel tun mir gut, dann kann ich auch mal wieder aus dem Sattel gehen.
Ich merke immer mehr, wie ich beim TCR fahren sollte: mit wenig Pausen, sowohl nachts als auch tagsueber während des Fahrens. Mein Rad sollte moeglichst viel rollen, moeglichst selten stehen. Ich sollte auch nie zu viel Druck auf die Pedale geben, immer schonend fahren. So sollte ich am weitesten kommen – und das ist, was beim TCR zaehlt. Um es zu veranschaulichen: es nutzt mir wenig, wenn ich einen 30er-Schnitt fahre, dann aber nach zwei Stunden jeweils eine Stunde Pause machen muss und in der Nacht sieben Stunden schlafe. Besser einen 26er-Schnitt, drei Stunden am Stueck fahren und dann nur eine halbe Stunde Pause und nachts nur 5 Stunden Ruhe.
Wunderbare kleine Strassen wechseln mit Hauptstraßen und viel Schwerlastverkehr ab. Der Gegenwind bleibt mir heute, erst die letzten ywei Stunden wechle ich die Richtung und habe ploetzlich starken Rückenwind.
Es wird wieder kühl. Ich bin ein bisschen müde. Rund 20km vor dem Tagesziel kommt mir Bjoern Lenhard entgegen. Er macht mit Familie gerade Urlaub in der Region. Björn ist ein sehr guter Radfahrer, hat die letzte Ausgabe von Paris-Brest-Paris in Rekordzeit gewonnen, ebenso vor ein paar Wochen ein langes Rennen rund um Irland. Für mich ist er einer der Favoriten beim TCR. Er war im letzten Jahr schon beim TCR, lag bis zur Halbzeit auf Podiumsplatz, bekam dann Schwierigkeiten, musste zwei Tage pausieren, konnte dann noch einmal Viele überholen und wurde noch 23.
Wir fahren eine wunderbare kleine Nebenstrasse. Wir sind nun direkt zu Fuße des Gebirgszuges der Hohen Tatra. Sehr schön.
Wir erzählen vom TCR, gestern wurden die genauen Kontrollstrecken des TCR bekannt gegeben – auf welcher Straße die Kontrollpunkte angefahren werden müssen. Z.B. wird der Monte Grappa nun vom Süden aus angefahren. So muss ich meine Route noch einmal umplanen, werde doch über Etschtal (und zuvor das Timmelsjoch?) statt durch die Dolomiten fahren.