Liebe (Radsport-)FreundInnen,
das TCR rückt näher. Nach meiner letzten Vorbereitungstour konnte ich noch von zuhause zu einer Tagung nach Würzburg und zwei Tage später retour fahren, je 230km. Ansonsten Training an der Kalmit. Manchmal spürte ich meine Knie, immerhin nie stark. Hoffe, dass sie die Belastungen der kommenden Wochen gut überstehen werden. Mein Reisepass ist nun da, kann also wieder legal außerhalb von D reisen. Probleme bereitet mir noch die Navigation. Habe mir extra einen Garmin besorgt. Machte nun aber schon die Erfahrung, dass es zumindest für einen Anfänger wie mich sehr komplex ist. Auch aus diesem Grund plante ich noch einmal um: anstatt den kompletten osteuropäischen Teil des TCR möchte ich nun als meinen letzten Test „nur“ Brenner – Monte Grappa – Kärnten – Bratislava – Hohe Tatra – Ungarn und eventuell noch ein kleines Stück in Rumänien fahren. Am 7.7. morgens von Debrecen in Ostungarn wieder mit dem Zug heim. 29.6. Möglichst viel noch im Büro erledigt. Johannes Beck gibt mir noch einige weitere Tipps für die Navigation. Christian Englert eine große und dennoch stabile Satteltaschen. Dazu noch etwas Werkzeug – und eine Pumpe. Packen. Zum Schulfest meiner Kinder.
Mit dem Zug nach München. Übernachtung in einem Schlafsaal im CVJM-Heim. Solange ich schlafe, ist mein Nachbar an seinem Smartphone, was ich immer dann sehe, wenn ich von seinem Licht mal aufwache. Ein Anderer kommt heim, als ich aufstehe…Darf schon frühstücken, obwohl die jungen Frauen erst alles vorbereiten. Mit dem Zug bis zum Brenner. Regnet noch leicht.
Um 10:15 Uhr AIF das Rad, endlich. Noch sehr kuehl, nur 9 Grad. Aermlinge tun mir gut. Habe vergessen, eine Jacke ein zu packen… Geht gut durch das Eisacktal, kurz vor Brixen biege ich Richtung Osten ins Pustertal ab. Recht viel Verkehr. Zeitweise weiche ich auf den Radweg oder auf Nebenstraßen aus. Kurz vor Bruneck kann ich das Pustertal in Richtung Süden verlassen, fahre weiter im Gadertal. Hier steigt es nun leicht an. Viele Schilder haben mich schon darauf hingewiesen, dass am Sonntag der Dolomiten-Marathon stattfindet. Zehntausende werden wieder daran teilnehmen. Viele davon sind schon da, Etlichen begegne ich. Manche fahren mit mir ein Stück mit. Komme bald auch durch Orte, die sich schon auf den Marathon am Wochenende vorbereitet haben. Einige Tunnel, meist fahre ich durch. Gut, dass ich das Licht beim Fahren ein – und ausschalten kann! Alta Badia (wirbt jetzt schon wieder für die Ski- Weltcup-Rennen im Dez.), Corvara (hier kaufe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Regenjacke – angeblich komplett in Italien produziert), Campolongopass (1850 m), Arabba, Alleghe. Am Ende des hiesigen Sees eine Essenspause. Bei Agordo Regenschauer. Da kommt mir ein Café gerade recht: esse drei Stücke Kuchen, schmecken mir sehr gut. Weiter Richtung Feltre, bald danach in Caupo Beginn des Anstiegs zum Monte Grappa . Bin begeistert von der plötzlichen Ruhe. Fast gar keine Autos mehr am Anstieg zum Monte Grappa. Ab und an ein paar Kühe oder Schafe. Die ersten 8km steigt es immerhin 635 m. Danach sehr unrhythmisch: steile Anstiege bis zu 17% wechseln mit Flachpassagen oder sogar Gefällstrecken. Unzählige Aufschriften auf der Straße (immer noch wird auch Marco Pantani verehrt) künden noch vom Giro, der vor einigen Wochen offenbar hier drüber gefahren sein muss. Es geht heute leichter als vor gut zwei Wochen – und trotzdem schneller. Der Unterschied ist, dass ich damals schon die dritte lange Etappe am Stück gefahren bin, heute dagegen ausgeruht gestartet bin. Dunkle Wolken begleiten mich. Hoffe, dass es kein Gewitter gibt. Genieße die einsame Fahrt in der immer kargeren Landschaft. Nach 1:50 h bin ich oben. Nur 8 Grad hier. Kalte Hände. Jacke drüber und runter.
Unten in die gleiche Pension wie vor zwei Wochen. Gute Pizza. Dabei draußen Gewitter. Glück gehabt. Deutschland wird U23-Europameister. Bin sehr zufrieden mit meiner heutigen Etappe. Glaube, nun den für mich besten Weg vom Schloss Lichtenstein hierher gefunden zu haben, viel besser als Etschtal und Val Sugana.